«Ein neues Verhältnis zum Tod»: Die Gesundheitspolitik der Bundesratskandidaten

Was würden Ignazio Cassis, Isabelle Moret und Pierre Maudet gegen die steigenden Gesundheitskosten tun? Zum Beispiel: Weniger Doppelspurigkeiten bei den Spitälern. Oder ein anderer Umgang mit den letzten Lebensjahren.

, 14. August 2017 um 07:00
image
  • politik
  • gesundheitskosten
Die Schweizerinnen und Schweizer bezahlen immer mehr für die Krankenkassenprämien. Was ist Ihr Rezept dagegen?
Diese Frage (unter anderen) stellte «Le Matin Dimanche» den bislang offiziell portierten FDP-Kandidaten für den Bundesrat. Hier die Rezepte von Isabelle Moret (VD, auch Präsidentin des Spitalverbandes H+), Pierre Maudet (GE) und Ignazio Cassis (TI, auch Präsident von Curafutura und Curaviva). 

Isabelle Moret:

Bessere Kontrolle der Medikamentenpreise

«Die Lösung ist multifaktoriell. Man muss mit der Gesamtheit der Kostenfelder arbeiten. Seit das Krankenkversicherungsgesetz 1996 in Kraft kam, haben sich die Gesundheitskosten verdoppelt, die Prämien folgten im gleichen Stil. Wir können es uns nicht erlauben, diese Summen in den nächsten zwanzig Jahren nochmals zu verdoppeln, denn die Mittelschicht würde dem nicht mehr folgen können. Zwei konkrete Massnahmen: Erstens eine bessere Kontrolle der Medikamentenpreise; und zweitens – wenn immer möglich – sollten Operationen eher ambulant als stationär durchgeführt werden.»

Pierre Maudet:

Weniger Doppelspurigkeiten im Spitalwesen

«Für mich muss sich das Engagement auf die Gesundheitskosten konzentrieren. Ich denke, man muss für mehr Effizienz bei den Infrastrukturen sorgen, insbesondere bei den Spitälern, wo sich Doppelspurigkeiten ausmerzen lassen. Im übrigen kann man festhalten, dass sich die Hälfte der Gesundheitskosten, die jeder von uns verursacht, auf die letzten sechs Lebensmonate konzentriert. Wir müssen über einen neuen Umgang mit dem letzten Altersstufe nachdenken, abgekoppelt von der normalen Krankenkversicherung; einen Umgang, der auch die spezifische Abhängigkeit berücksichtigt.»

Ignazio Cassis: 

Wir müssen über die letzten Lebensmonate reden

«Wenn ich ein funktionierendes Rezept hätte, wäre ich jetzt schon ein Held der Schweiz. Aber man weiss, dass ein grosser Teil der Gesundheitskosten in den letzten zwölf Lebensjahren ausgegeben wird. Wieviel sind wir bereit zu bezahlen für einen Lebensmonat mehr? Hier entstehen ethisch sehr komplexe Fragen, und wir benötigen eine öffentliche Diskussion darüber. Ich glaube, dass sich unser Verhältnis zum Tod in den kommenden Jahren verändern wird.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

EPD: Noch mehr Geld und Zwang machen es auch nicht besser

Ein brauchbares elektronisches Patientendossier wäre überfällig. Aber weiterhin sind wichtige Fragen offen. Zum Beispiel: Wie müsste das EPD sein, damit es auch genutzt wird? Warum fehlen viele praktische Features?

image

These: Die Tarifpartnerschaft funktioniert grundsätzlich nicht

Der Tarifstreit in der Physiobranche bleibt aktuell. Politikerinnen fragen nun, ob die Tarifpartnerschaft bewusst ausgebremst wird. Der Bundesrat nahm jetzt Stellung.

image

Zürich: Ausbildungsoffensive konkretisiert sich

Der Kanton sieht 100 Millionen Franken für die praktische Ausbildung und für die Unterstützung von Personen in Pflege-Ausbildung vor.

image

Widerstand gegen UPD-Sparmassnahmen weitet sich aus

Nun wehren sich auch Ärzteschaft und Pflegepersonal gegen die Einsparungen bei den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern.

image

«Efas ist ein Etikettenschwindel»

Laut Heinz Locher steckt das neue Finanzierungsmodell Efas voller Minen. Der Gesundheitsökonom zweifelt, dass es fristgerecht umgesetzt wird.

image

Nach 14 Jahren: Efas ist durch

Ambulant, stationär und später Langzeitpflege: Das Parlament hat heute das Gesetzeswerk zur Einheits-Finanzierung angenommen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.