Die Mär von der Krankenkassen-Lobbymacht

Die Leistungserbringer haben mehr direkte Drähte ins Parlament als die Versicherer oder die Pharmaindustrie.

, 17. Juli 2017 um 07:55
image
  • politik
  • versicherer
Ganz neu ist die Einsicht ja nicht: Die Krankenkassen führen bei weitem nicht die stärkste Lobby-Fraktion im Bundeshaus. Der «Sonntagsblick» hat aus aktuellem Anlass wieder die Mandate der Parlamentarier überprüft und ausgerechnet, wer wie für das Gesundheitswesen steht.
Heraus kam, dass die Leistungserbringer im Bundeshaus deutlich stärker vertreten sind als andere Bereiche: Spitäler, Ärzte und Pflegeheime kommen zusammen auf 115 Mandate – macht 50 Prozent aller Mandate aus, die sich dem Gesundheitswesen zuschreiben lassen.
Die Patientenvertreter kommen auf 46 Mandate, die Krankenkassen auf 38, die Pharmaindustrie auf dreissig. 


Bei den Parteien ist die SP am meisten mit dem Gesundheitswesen verbandelt: Die 43 Sozialdemokraten im Parlament haben insgesamt 58 Teilzeit-Ämter aus diesem Bereich; als nächstes folgt die CVP mit 53 Mandaten.
Grundsätzlich gilt, dass SP-Vertreter eher mit den Leistungserbringern und Patientenorganisationen verbandelt sind, während die Kassenvertreter eher bürgerlich sind. Die eigentliche «Partei der Krankenkassen» wäre damit die SVP mit 19 Mandaten; passenderweise stellt die Partei mit Heinz Brand gleich auch den Santésuisse-Präsidenten. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Alzheimer Schweiz: SP-Urgestein wird Präsident

Der ehemalige Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli übernimmt die Spitze der Organisation.

image

Knall bei den Kassen: 13 Versicherer verlassen Santésuisse und Curafutura

Die grössten Krankenversicherer wollen mit einem neuen Verband eine gemeinsame Stimme schaffen.

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

Sparvorschlag des Tages: Die Triple-A-Franchise

Zwei Ökonomen der Uni Freiburg haben eine Idee, wie sich das Franchise-System buchstäblich umstürzen liesse. Zum Nutzen von Prämienzahlern und Patienten wie von Versicherern.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

image

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Nun soll's der Bundesrat richten

Der Nationalrat verlangt, dass der Bundesrat in die Kompetenz der Kantone und der Tarifpartner eingreift.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.