Das Spital Emmental bietet mit den zwei Standorten Burgdorf und Langnau für die Bevölkerung im gesamten Emmental (rund 100.000 Einwohner) eine erweiterte, wohnortsnahe Grundversorgung an. Unsere Angebotsschwerpunkte werden bedürfnisgerecht stetig weiterentwickelt. Unsere Spezialistinnen und Spezialisten führen ihre Sprechstunden grösstenteils an beiden Standorten durch, auch die OP-Teams sind an beiden Standorten tätig.
Ausgangssituation
Die Vergabe der Leistungsaufträge durch den Kanton Bern ist an die Spitalplanungs- Leistungsgruppen (SPLG) gekoppelt und jede SPLG ist eindeutig definiert anhand von Diagnose- und Behandlungs-Codes. Zusätzlich sind für jeden Leistungsauftrag weitere spezielle Anforderungen festgelegt – an die Fachärzte, die Notfallstationen etc. ... und auch an die Mindestfallzahlen. Damit Leistungsaufträge dem Spital nicht wieder entzogen werden, müssen diese Vorgaben eingehalten werden.
Vor circa drei Jahren begann der Kanton Bern diesbezüglich ein strengeres Controlling zu etablieren. Genau das war für unser Spital Anlass, ein professionelleres Monitoring für die SPLG- Mindestfallzahlen einzuführen: Aufgrund der zwei Standorte haben wir – im Gegensatz zu vielen anderen Regionalspitälern – einen gewissen Bewegungsspielraum. Wir können Leistungen zusammenziehen. Um diese Option möglichst strategisch zu nutzen, haben wir uns 2018 zur Einführung eines professionellen Analyse-und Monitoring-Tools entschieden.
Funktionsumfang 3M Swiss ScoreCard
3M Swiss ScoreCard ermöglicht einen umfassenden Überblick über die Falldaten eines Spitals und hilft so bei der schnellen Analyse zur Betrachtung konkreter Bereiche: Dies kann die Entwicklung der Leistungsschwerpunkte betreffen genauso wie die Kodier- und Ergebnisqualität, die Erlösentwicklung oder ungenutzte Verbesserungspotenziale ... – das Spektrum zur Nutzung der Software ist sehr individuell und extrem breit.
Monitoring SPLG Mindestfallzahlen
Die Hauptanwendung für das Spital Emmental jedoch ist das Monitoring der Mindestfallzahl innerhalb der drei Versorgungsstufen in den uns zugewiesenen Spitalleistungsgruppen. Natürlich könnten wir für die eindeutige SPLG-Zuordnung aller stationären Patienten auch
den Spitalplanungs-Leistungsgruppen-Grouper des Kantons Zürich nutzen. Dieser jedoch ist eine Stand-Alone-Lösung und bietet keinerlei Möglichkeit zur Verknüpfung. Jedes Matching muss manuell vorgenommen werden. Über 3M Swiss ScoreCard hingegen gestaltet sich die Spitalgruppenauswertung ganz einfach, selbiges gilt auch für den Abgleich mit den SWISS-DRG.
Gespeist wird das System 3M Swiss ScoreCard aus den Daten für die BSF-Statistik, die quartalsweise an den Kanton geliefert werden. Dazu muss der Groupierungsprozess zur Zeit noch manuell angestossen werden – hier wäre eine vollautomatische Gruppierung natürlich wünschenswert. Da die BSF-Datenbank einige für uns intern interessante Informationen leider nicht enthält (beispielsweise interne Kostenstellen) wurden diese Parameter von 3M im Rahmen einer spitalspezifischen Erweiterung nachträglich hinzugefügt.
Analysefeature für ambulante Fälle
Seit 2019 werden einige Gruppen operativer Eingriffe nur noch bei ambulanter Durchführung vergütet. Die ambulante Leistungserbringung erforderte eine angepasste Infrastruktur. Mit dem Neubauprojekt in Burgdorf haben wir hier die notwendigen Voraussetzungen geschaffen. Die Herausforderung: Unsere ambulanten Leistungen möglichst kostendeckend zu erbringen. Um die jeweils aktuellen kantonalen Vorgaben mit Sicherheit zu erfüllen und uns so das volle ambulante Potenzial zu sichern, arbeiten wir in der 3M Swiss ScoreCard auch mit dem neuen Modul „AVOS“ – für das strategische Management aller ambulanten und stationären Fälle. Dessen Grundlage sind die Vorgaben der KLV des BAG und die kantonalen Listen, welche von den Kantonen Luzern und Zürich anhand von CHOP Codes definiert wurden.
Kodierunterstützung
Auch für Schweizer Spitäler besteht der Druck, zur eigenen Erlössicherung die tatsächlich erbrachten Leistungen richtig und vollständig zu kodieren. Aufgrund stetig neuer und wachsender Regularien gestaltet sich genau dies jedoch immer schwieriger. Das Spital Emmental nutzt für die leistungsgerechte Kodierung seit Jahren eine Schweizer Software, die regelbasiert überprüft,
ob die Kodierqualität stimmt und die Erlöspotenziale ausgeschöpft sind. Damit fahren wir eigentlich bereits recht gut: Das Gros unbekannter oder nicht erwünschter Codes wird somit schon herausgefiltert. Mit der 3M Swiss ScoreCard verfügen wir nun zusätzlich auch über ein evidenzbasiertes Analysetool zur statistischen Überprüfung der Kodierqualität. Additiv genutzt erzielen wir damit weitere wertvolle Effekte.
Return on Invest
Bereits die häufigsten, soeben aufgezeigten Arbeitsroutinen – die Einhaltung der Spitalleistungs- gruppen, die strategische Ausschöpfung ambulanter Potenziale und eine bessere, vollständigere Kodierung – sorgen für einen erheblichen wirtschaftlichen Nutzen durch die 3M Swiss ScoreCard. Der grosse, eingangs beschriebene Funktionsumfang der Software ist dabei aber längst nicht ausgeschöpft. Unser tatsächlich genutztes Analysespektrum erweitert sich stetig – auch noch nach zwei Jahren Anwendung. Anstoss dafür geben jenseits der obligatorischen Quartalsberichte zum Beispiel konkrete Fragestellungen, die aus einer aktuellen Situation heraus an mich herangetragen werden: Der Pflegebereich beispielsweise möchte wissen, wieviele Patienten mit Schluckstörung im Zeitraum xy kodiert wurden oder wie hoch der Anteil von Patienten mit einer Demenz oder einem Delir war.
Für wertvolle praktische Ideen und neue Anwendungsbeispiele sorgt auch immer wieder der Aussendienst von 3M – durch Besuche und Workshops. Dass die Software uns weiterhin Entwicklungsspielraum und ausreichend Luft nach oben bietet, bewerte ich als sehr positiv.
Entscheidung, Integration und Support
Zum Kauf der 3M Swiss ScoreCard haben wir uns nach einer circa dreimonatigen Testphase entschieden, in der wir das System mit einem eigenen Set an Daten einmal komplett durchspielen konnten. Dieser Zeitraum war ausserdem hilfreich, um über künftige Anwendungsroutinen und dazu notwendige individuelle Anpassungen nachzudenken. Was das anbelangt, durften wir 3M als extrem flexibel kennenlernen. Das Motto lautet: Alles ist machbar! Die Integration verlief völlig problemlos.
Auch in Sachen Support kann man eigentlich kaum etwas besser machen. Ein Anruf genügt und schon beschäftigt sich ein Experte mit meiner Problematik, bis sie gelöst ist. So gab es beispielsweise plötzlich Schwierigkeiten beim Import der Daten: Ein 3M Mitarbeiter suchte über Remote-Verbindung die Gründe und wurde fündig. Schuld war unser interner, nicht kommunizierter Wechsel auf Windows 10. Das Problem konnte dann intern behoben werden.
Einarbeitung und Einstieg
3M Swiss ScoreCard ist meines Erachtens eindeutig ein Instrument für Medizinercontroller, die ein gewisses Know-how mitbringen. Es gibt kaum etwas, dass das System nicht auswerten kann – noch immer entdecke ich für mich neue Möglichkeiten, das Tool sinnstiftend zu nutzen. Allerdings gibt es eben keine vorgefertigten Abfragen. Darum ist die Software eher nicht geeignet für Geschäftsführer, die eigentlich nur eine automatisierte Standardauswertung wünschen. Um sich einen Report individuell zusammenzustellen, braucht es schon etwas Auseinandersetzung mit der jeweiligen Materie. Der Erstaufwand ist also nicht zu unterschätzen. Dafür laufen meine Analysen jetzt exakt so, wie ich es mir vorstelle und wie unser Haus es braucht. Weiteres Plus: Ich kann meine Abfragen jederzeit verändern, ohne externe Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.
Fazit
Die Entscheidung für 3M Swiss ScoreCard hat sich für uns vollumfänglich gelohnt. Die Software ist für die Praxis gemacht: Sie hat festen Einzug in die Routine gefunden und wird hier ausgiebig und gern genutzt.
- Weitere Informationen zu 3M Health Information Systems finden Sie unter www.3mdrg.ch