Das junge Pflegepersonal plant schon wieder den Ausstieg

Fast die Hälfte der Auszubildenden in Pflegeberufen sieht für sich keine lange Zukunft im Job.

, 9. September 2015 um 12:00
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  • pflege
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«Siehst du dich in zehn Jahren noch in diesem Beruf?» Auf diese Frage finden 45 Prozent der Auszubildenden im Pflegebereich: Nein.
Und 55 Prozent können wegen Personal- und Zeitmangels nicht so pflegen, wie sie es für richtig erachten; als häufigste Gründe dafür nennen sie Personalmangel (24 Prozent), fehlende Zeit (13 Prozent) und eine Kombination von beidem (12 Prozent).
Dies Ergebnisse einer Umfrage der Gewerkschaft Unia. Befragt wurden 1'084 Lernende im Bereich AGS, FaGe, FaBe sowie HF-Studierende Pflegefachpersonen aus der Deutschschweiz.

Verbreitete Unzufriedenheit mit dem Lohn

«Wenn fast die Hälfte der Pflegenden den Beruf wieder verlassen will, wird dies den Fachkräftemangel massiv verschlimmern», so Lena Frank, nationale Jugendsekretärin der Unia.
Weitere heikle Punkte, die sich in der Umfrage andeuteten:

  • 58 Prozent der Befragten müssen regelmässig Überstunden leisten. Davon besonders betroffen sind angehende Fachpersonen Gesundheit (FaGe) und Pflegefachfrauen HF. 
  • Gut zwei Drittel (68 Prozent) aller Befragten empfinden ihren Lohn als unangemessen für die geleistete Arbeit. 
  • 41 Prozent müssen Aufgaben ausserhalb ihres Kompetenzbereichs ausführen.
  • Ein Viertel (23 Prozent) gab an, während der Praxisausbildung nur unzureichend begleitet und unterstützt zu werden.
Die Unia-Daten stehen allerdings in einem gewissen Gegensatz zu einer Studie, welche die Z
Ein Team des Departements Gesundheit hatte dafür knapp 1'200 Studierende im Fach Pflege kurz vor dem Abschluss befragt, ferner 655 Berufseinsteiger ein Jahr danach. 

Zukunft ja, aber es muss etwas passieren

Eine grosse Mehrheit von rund neun Zehnteln gab dort an, auch im nächsten Jahrzehnt noch im Pflegebereich tätig sein zu wollen; und  bloss etwa ein Zehntel der jungen Pflegefachleute spielte offen mit dem Gedanken, auszusteigen.
Die Unterschiede dürften teils in der Auswahl der Befragten liegen – bei der  ZHAW-Erhebung waren es ausschliesslich Fachhochschul-Studierende. Hinzu kommt, dass auch diese Personen Kritik äusserten: Trotz hoher Grundsatz-Motivation kann sich rund die Hälfte eine Zukunft im Pflegebereich nur vorstellen, wenn sich die aktuelle Situation verbessert.
Gefordert wurden dabei insbesondere Verbesserungen beim Lohn, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bessere Unterstützung durch das Management, sowie mehr Möglichkeiten bei den Arbeitszeiten.


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