Das bewegt die CFOs von Schweizer Spitälern

In einer neuen Studie präsentiert PWC Schweiz das Stimmungsbild der Chief Financial Officer. Dabei zeigt sich: Die Deutschschweizer sind optimistischer als die Westschweizer.

, 11. April 2022 um 06:29
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«Die Funktion der Finanzabteilung in Schweizer Spitälern wird immer anspruchsvoller, integrativer und exekutiver», fasst PWC Schweiz die Antworten von 76 Schweizer Spital-CFOs zusammen. Die Antworten resultieren aus der Umfrage «Was CFOs von Schweizer Spitälern bewegt», in welcher die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bereits zum zweiten Mal in Folge Finanzverantwortliche von Schweizer Spitälern um ihre Einschätzung gebeten hat. Aus der Umfrage leitet PricewaterhouseCoopers folgende fünf Thesen ab:
  • Drei Viertel der CFOs erwarten, dass sich ihr Spital in den kommenden drei Jahren profitabel bis sehr profitabel entwickelt.
  • Bei den Umsatz- und Profitabilitätserwartungen zeigen sich Deutschschweizer Spitäler positiver als Westschweizer Spitäler.
  • 71 Prozent der Arbeit eines Spital-CFOs entfallen auf Transaktionsverarbeitung und Reporting – nur 18 Prozent auf Business Partnering.
  • Hohe Priorität messen die CFO der Optimierung sowohl medizinischer als auch administrativer Prozesse bei.
  • Effizienz belegt Platz 3 auf dem Ranking der Herausforderungen. Doch nur jeder dritte CFO investiert in digitales Upskilling seines Teams.

Keine Zeit für Mehrwert

Die befragten Finanzfunktionen verwenden fast die Hälfte ihrer Arbeitszeit (49 Prozent) für die Verarbeitung transaktionsbezogener Ereignisse. Auf Aufgaben wie die Berichterstattung entfallen gut 20 Prozent. Für den Bereich der Compliance werden wie im Vorjahr über 10 Prozent der Ressourcen eingesetzt. Nur 18 Prozent ihrer Arbeitszeit investieren die Finanzteams in das sogenannte Business Partnering (plus fünf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr). Diese Verteilung widerspiegle die zunehmende Regulierung der Gesundheitsbranche, schreibt PWC Schweiz.
In der Praxis wandelt sich der CFO allerdings vom Zahlenversteher zum Problemlöser und Strategiesozius: «Je schneller einer Spitalleitung verlässliche Informationen vorliegen, umso handlungsfähiger wird sie und kann ihre Institution zielsicherer durch bewegte Zeiten steuern», wird Patrick Schwendener, Leiter Deals Gesundheitswesen bei PWC Schweiz, in der Medienmitteilung zitiert. Die meisten CFOs sind sich ihrer neuen Rolle bewusst und möchten diese auch einnehmen – doch die wenigsten konnten sich bereits dort einfinden, heisst es weiter. 

Gerne digitaler, aber langsam

Gefragt nach strategischen Massnahmen für die nächsten drei Jahre nennen die CFOs den Ausbau der Business Intelligence (48 Prozent; +zwei Prozentpunkte), Prozessautomatisierung (35 Prozent; + 18 Prozentpunkte) und Outsourcing (22 Prozent; +14 Prozentpunkte) deutlich häufiger als im Vorjahr. «Gut möglich, dass die Pandemie und die rasch voranschreitende Digitalisierung des Spitalbetriebs aus Sicht der CFOs neue Möglichkeiten aufgezeigt haben», analysiert PWC Schweiz. Dennoch planen nur ein Drittel der Befragten (31 Prozent; +vier Prozentpunkte) Upskillingmassnahmen für den Auf- und Ausbau der digitalen Kompetenz ihrer Teams.

Die gleiche Sprache sprechen

Ein Drittel der befragten CFOs geben in der Umfrage an, ihre Analysen in Papierform oder digital als PDF zur Verfügung zu stellen. Über 60 Prozent nennen den Wechsel vom Papier zur digitalen Zustellung als geplante Änderung, um nicht wertgenerierende Routineaktivitäten zu eliminieren. 
Die Umfrageteilnehmenden sehen die Entwicklung verständlicher Berichte als zukunftsnahen Schritt. Solche werden von Entscheidungstragenden des Kerngeschäfts unmissverständlich erwartet. 
Eine gemeinsame Sprache trage wesentlich dazu bei, dass Klinikbetrieb und Finanzfunktion enger zusammenwachsen; und dass das Finanzteam als integrierter Businesspartner mit Impulsfunktion wahrgenommen werde, schreibt PWC Schweiz.

Westschweiz pessimistischer 

Gemäss Umfrage blicken die Spital-CFOs positiv in die Zukunft. Allerdings würden sich bei den Umsatz- und Profitabilitätserwartungen deutliche Unterschiede zwischen der Deutsch- und der Westschweiz zeigen:
Die Hälfte der französischsprachigen Umfrageteilnehmenden erwartet eine negative Entwicklung der Profitabilität; bei den deutschsprachigen CFOs ist es lediglich ein Fünftel. Die Entwicklung des Umsatzes werten 25 Prozent der Westschweizer CFOs als sehr negativ oder negativ. Diese Ansicht teilen weniger als 8 Prozent der Deutschschweizer Spitäler.
 «Diese Antworten lassen sich auf die strukturell höheren Kostenquoten in der Westschweiz zurückführen», erklärt Philip Sommer, Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PWC Schweiz. Sollten sich die Prognosen bewahrheiten, dürften sich die beiden Landesteile unterschiedlich entwickeln: Die Deutschschweizer Spitäler schneiden punkto Umsatzwachstum und Rendite besser ab als jene der Westschweiz, was sich im Zeitverlauf verstärkt, kommt PWC Schweiz zum Schluss. 

Über die Studie

Die Studie «Was CFOs von Schweizer Spitälern bewegt – und bewegen» von PWC Schweiz entstand im Oktober 2021 auf der Basis eines Onlinefragebogens. 76 CFOs von Schweizer Spitälern haben geantwortet. 74 Prozent der Umfrageteilnehmenden stammen aus der Akutsomatik, 17 Prozent aus Psychiatrien und neun Prozent aus Rehabilitationseinrichtungen. Die Publikation enthält fünf Thesen und diverse praktische Handlungsempfehlungen für CFOs Schweizer Spitäler und weitere Entscheidungstragende im Gesundheitswesen.

Die fünf Thesen im Überblick

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Auszug aus der Studie | Printscreen PWC
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