Ärzte: Vorsicht mit Impfbefreiungs-Attesten

Wenn Ärzte Impfverweigerern Atteste ausstellen, wird es heikel. Denn es gibt kaum einen triftigen Grund für eine Impfbefreiung.

, 29. September 2021 um 05:46
image
  • ärzte
  • impfung
  • coronavirus
Ärzte, die ihren Patienten einen Blankoscheck fürs Impfverweigern ausstellen, müssen aufpassen, dass sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Denn nach den Einschätzungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) gibt es genau einen Grund, sich nicht impfen zu lassen: Nämlich die Allergie auf Inhaltsstoffe des Impfstoffes.

Die «falschen Kontraindikationen»

Das entspricht den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden anderer Länder. Auch das Robert-Koch-Instituts in Berlin sieht nur bei ganz wenigen Personen einen Grund dafür, dass sie sich nicht impfen lassen sollten.
Das Institut listet sogar eine ganze Reihe von «falschen Kontraindikationen» auf. Keine Gründe für eine Impfbefreiung sind demnach:
  • Banale Infekte mit weniger als 38 Grad Fieber. Infektionen mit Temperaturen über 38 Grad gelten nur vorübergehend als Hinderungsgrund. Nach Abklingen des Fiebers sind Impfungen möglich.
  • Krebserkrankungen
  • Rheumatoide Erkrankungen
  • Allergien, die sich nicht spezifisch gegen Bestandteile der Impfung richten
  • Antibiotika-Therapien
  • Therapien mit Kortikosteroiden
  • Blutungsneigungen
  • Einnahme von Blutverdünnern
  • Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Nierenerkrankungen
Kein Grund für eine Impfbefreiung seien auch Immunschwächen – etwa bei Krebspatienten oder Organtransplantierten. Diese Personen haben ein hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Deshalb sollen auch sie von ihrem Facharzt wenn möglich geimpft werden, empfiehlt das Robert-Koch-Institut. Der einzige Unterschied zu anderen Geimpften: Bei diesen Patienten muss abgeklärt werden, ob die Impfung genug wirkt. Schon vor der Pandemie herrschte international ein Konsens: Autoimmunerkrankungen sind generell keine generelle Kontraindikation gegen Impfungen.
Ärzte, welche ohne triftigen Grund Impfbefreiungsatteste ausstellen kommen in Konflikt mit dem Medizinalberufegesetzes und dem Epidemiengesetz.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Münchner Arzt vor Gericht wegen Sex während Darmspiegelung

Ein Arzt soll während Koloskopien 19 Patientinnen sexuell missbraucht haben. Er sagt, die Vorwürfe seien erfunden und eine Intrige.

image

Pflege- und Ärztemangel: Rekordwerte bei offenen Stellen

Die Gesundheitsbranche bleibt führend bei der Suche nach Fachkräften. Laut dem neuen Jobradar steigen die Vakanzen in mehreren Berufen wieder – entgegen dem allgemeinen Trend auf dem Arbeitsmarkt.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.

image

Zukunftsvisionen für die Gesundheitsversorgung

Beim Roche Forum 2024 diskutierten Expertinnen und Experten zentrale Herausforderungen der Schweizer Gesundheitsversorgung und setzten wertvolle Impulse für die Zukunft.

image

Ein «Curriculum» für junge Hausärztinnen und Hausärzte

Das Spital Bülach hat eine Lösung gegen den Hausärztemangel: Es bildet Ärzte und Ärztinnen speziell fürs Zürcher Unterland aus.

image

Neuer Präsident der Gesellschaft für Dysphagie

Bartosz Bujan von der Klinik Lengg wird Nachfolger von Jörg E. Bohlender

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.