Coronavirus: Genügen die Ressourcen?

Aktuell stehen in Schweizer Intensivstationen zwischen 950 und 1 000 Betten zur Verfügung. Diese können in aussergewöhnlichen Situationen an gewissen Standorten aufgestockt werden.

, 12. März 2020 um 08:09
image
  • coronavirus
  • spital
  • praxis

Auch die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) geht aktuell davon aus, dass 80 Prozent der Covid-19-Fälle einen milden Verlauf haben werden. Nur bei 15 bis 20 Prozent aller mit SARS-CoV-2 infizierten Personen sei derzeit von einer Hospitalisierung auszugehen. 
Weiter würde die Hälfte dieser spitalbedürftigen Patienten nach derzeitigen Einschätzungen auf eine Behandlung auf der Intensivstation oder Intermediate Care Unit angewiesen sein. Das wären 7.5 bis 10 Prozent aller Infizierten, so die SGI weiter. Deshalb die grosse Frage: Sind die aktuellen intensivmedizinischen Ressourcen in der Schweiz dafür ausreichend, vom wahrscheinlich fehlendem Personal mal abgesehen?

Bis zu 450 IMC-Betten

In der Schweiz gibt es laut SGI per Anfang März 2020 82 von der SGI zertifizierte und anerkannte Intensivstationen. Auf diesen stehen aktuell zwischen 950 und 1 000 Betten zur Verfügung. Diese könnten in «aussergewöhnlichen Situationen» an gewissen Standorten aufgestockt werden. 800 bis 850 Betten verfügen zudem über Beatmungsgeräte. 
Zu diesen auf Intensivstationen verfügbaren Betten kommen zurzeit 400 bis 450 Betten auf Intermediate Care Units (IMC-Units), teilt die SGI weiter mit. Demnach «dürfen» Überschlag rechnerisch gesehen - und ohne Berücksichtigung der Nicht-Corona-Fälle in der Schweiz - nicht mehr als 14'500 Menschen gleichzeitig erkranken. Das wären gemessen an der Schweizer Bevölkerung 0.18 Prozent. Zum Vergleich: In stark betroffenen Ländern wie Südkorea und Italien sind derzeit rund 0.02 Prozent der Gesamtbevölkerung infiziert. Hinzu kommen die nicht getesteten und nicht erfassten Fälle (Dunkelziffer). 

Operationen werden verschoben

Wie viele Personen in den nächsten Wochen genau mit SARS-CoV-2 infiziert sein werden, hängt laut der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin von der Effektivität der getroffenen Eindämmungsmassnahmen ab - und ist schwierig abzuschätzen.
Bei einem markanten Anstieg an Fällen werden aller Voraussicht nach eine Verschiebung der elektiven Eingriffe und Behandlungen erfolgen. Hierfür seien eidgenössische und kantonale Behörden und die jeweiligen Spitäler verantwortlich, heisst es. Einige haben bereits damit begonnen, Eingriffe zu verschieben. 

SGI stellt Instrumente zur Verfügung

Die SGI werde den Intensivstationen der Schweiz zudem kostenlos Instrumente und Empfehlungen zur Verfügung stellen. Unter anderem, um die hohe intensivmedizinische Behandlungsqualität in der Schweiz auch künftig sicherzustellen. Dazu gehöre auch eine Minimierung des Infektionsrisikos für die Behandlungsteams.
Konkrete Angaben zu den Instrumenten und Empfehlungen werden in den nächsten Tagen kommuniziert. Die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) verfolge die nationalen und internationalen Entwicklungen mit grösster Aufmerksamkeit und nehme die Lage aufgrund der Erfahrungen in China, Südkorea und Norditalien ernst.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image
Gastbeitrag von Anton Widler

Physiotherapie: Eine Aktion gegen den Bewilligungs-Wildwuchs

Bei der Frage, ob bei den Gesundheitsberufen eine Berufsausübungs-Bewilligung nötig ist, gibt es grosse kantonale Abweichungen. Jetzt spielt die Physio-Branchen-Organisation SwissODP nicht mehr mit.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.