Boston: Schweigeminute für Schweizer Ärztin

Zum Gedenken an die designierte Chefärztin des Inselspitals, die Anfang August in den USA tödlich verunglückt war, fuhren über hundert Menschen mit dem Velo vor.

, 24. August 2015 um 09:53
image
  • insel gruppe
  • endokrinologie
  • usa
  • ärzte
Über hundert Personen versammelten sich am Freitag am Ort des Unglücks – fast alle kamen mit dem Velo. Gedacht wurde Anita Kurmann, der Endokrinologin, die Anfang August auf dem Velo von einem Sattelschlepper erfasst worden war und noch auf der Unfallstelle starb.
Bei der Versammlung an der so genannten Back Bay-Kreuzung ging es auch um die Forderung, dass Boston für Velofahrer sicherer werden müsse. Das tragische Schicksal der 38-jährigen Ärztin aus Bern hatte in der amerikanischen Grossstadt für viel Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Die Kritik an der unsicheren Lage der Fahrradfahrer reisst seither nicht ab.
Am Ort des Unglücks stellten die Menschen nun ein symbolisches «Geister-Velo» auf – weiss angemalt und angekettet. 

«Die Trauer ist überwältigend»

Wie der «Boston Globe» berichtet, wurde dann neben diesem Mahnmal für Anita Kurmann gebetet, Gedichte vorgelesen und eine Schweigeminute abgehalten. Kurmann war vor drei Jahren nach Boston gelangt, um im Beth Israel Deaconess Medical Center sowie am Center for Regenerative Medicine der Universität Boston zu forschen. In beiden Institutionen galt sie als wichtige Nachwuchshoffnung.
In einer Würdigung sagte der Leiter des UB Center for Regenerative Medicine, Darrell Kotton, die Schweizer Medizinerin sei eine überzeugende Forscherin gewesen – und zugleich «bescheiden, zurückhaltend, freundlich, und sie hatte am meisten Freude, wenn sie die Erfolge ihrer Kollegen feiern konnte.» Vor den Anwesenden, die meist im Velofahrer-Outfit präsent waren, sagte er weiter: «Anita stand vielen uns sehr nah, und der Schock und die Trauer, die wir nach diesem Verlust spüren, sind überwältigend.»

Einer der «Hot Spots» von Boston

Das Wort ergriff auch eine Vertreterin des Schweizer Konsulats in Boston, Pamela Collins, die am Erinnerungs-Velo ein Blumenbouquet anbrachte. Ferner meldete sich ein Vertreter der Polizei zu Wort und erläuterte, dass die Kreuzung von den Behörden schon 2012 als einer der zehn «Hot Spots» für Fahrradfahrer in Boston erkannt worden sei.
Am Ende legten alle Anwesenden ihre Hand auf das Velo. Von den Veranstaltern wurden sie zum Gebet ermutigt und zur Aussage: «Mögen alle, die dieses Geisterfahrrad sehen, sich an Anita erinnern und mit Vorsicht fahren.»
Die Schweizer Ärztin war von einem Sattelschlepper erfasst worden, der nach rechts abbog. Offenbar bemerkte der Fahrer den Unfall gar nicht und fuhr weiter; wenig später konnte ihn die Polizei aber ermitteln. Eine Anklage wurde bislang nicht erhoben, wie der «Boston Globe» aber meldet, läuft das Verfahren derzeit noch.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ärztemangel: Bern drohen weitere Versorgungsengpässe

Auch Fachgebiete wie die Endokrinologie, Gynäkologie und Rheumatologie sind zunehmend betroffen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Ärztegesellschaft des Kantons Bern.

image

SAMW: Drei neue Ehrenmitglieder

Der Senat wählte zudem Arnaud Perrier zum neuen Präsidenten der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften.

image

Aargauischer Ärzteverband: Neuer Präsident

Der Nachfolger von Jürg Lareida heisst Thomas Ernst.

image

Das sind die SGAIM-Preisträger

Die Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin hat fünf Projekte mit Fokus «Sonografie» ausgezeichnet.

image

Hausarzt wehrt sich gegen Klima-Behauptungen

Ein Zeitungsartikel suggeriert, dass wir uns zwischen Gesundheit und Klimaschutz entscheiden müssten. Ein Arzt aus dem Emmental widerspricht.

image

Verurteilt: Berner Pflegefachfrau gibt sich als Ärztin aus

Im heimischen Sprechzimmer stellte sie Atteste aus und versuchte sich als Ärztin. Damit reiht sie sich ein in eine lange Liste von «Hochstaplern in Weiss».

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.