BAG bemängelt die Patientensicherheit in der Schweiz

Vergessene OP-Instrumente im Körper, häufige Wundinfektionen: BAG-Chef Pascal Strupler schätzt, dass jedes Jahr ungefähr 60’000 Patienten einen vermeidbaren medizinischen Zwischenfall erleiden.

, 9. November 2015 um 08:03
image
Für das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist «der Stand des Qualitätsmanagements im Vergleich zu gewissen anderen Ländern unterentwickelt». Dies sagte ein Sprecher des BAG der Printausgabe der «Schweiz am Sonntag». 
Aus internationalen Befragungen wisse man, dass die Schweiz mässig abschneide, wenn es darum gehe, in Diagnose, Medikation oder Behandlung von Krankheiten Fehler zu vermeiden – «obwohl unser System über deutlich mehr finanzielle und personelle Ressourcen verfügt als vergleichbare Länder.»

Jeder zehnte Patient erlebt Zwischenfall

Zu diesem Schluss war auch der BAG-Chef selbst gekommen, wie die Zeitung weiter schreibt: Pascal Strupler äusserte sich letzte Woche an einer Fachtagung in Bern zur Sicherung der Qualität und die Sicherheit der Patienten im internationalen Vergleich. Eine Aussage dabei: Der «Leistungsausweis der Tarifpartner» sei «ungenügend».
Und so mahnte Strupler «Handlungsbedarf im Gesundheitswesen» an. Zum Beispiel erlebe jeder zehnte Patient im Spital einen medizinischen Zwischenfall. Die Hälfte davon seien laut internationalen Studien vermeidbar. 

Vergessene OP-Instrumente: Schweiz an der Spitze

Auf die Schweiz übertragen, würde das gemäss Strupler bedeuten, dass jedes Jahr «ungefähr 60’000 Patienten einen vermeidbaren medizinischen Zwischenfall erleiden». Und er schob laut der «Schweiz am Sonntag» zwei Beispiele nach:


  • Der BAG-Chef präsentierte Zahlen zu medizinischen Instrumenten, die nach Operationen im Körper des Patienten vergessen wurden. Zu solchen Zwischenfällen komme es in der Schweiz unter zwanzig Industriestaaten am häufigsten.
  • Gegen Wundinfektionen würden Patienten in der Schweiz zu wenig geschützt. Nach Eingriffen am Dickdarm komme es deutlich häufiger zu Infektionen als in Deutschland oder in der gesamten EU, wie Zahlen zeigen. Die Fachorganisation Swissnoso kommt zum Schluss: Die Infektionsrate sei «in der Schweiz vergleichsweise hoch». 

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.