Ein in der Schweiz lebender Arzt soll Widersprüche in der Theorie entdeckt haben, dass Alexei Nawalny mit einem Nervengift vergiftet worden sei. Dies berichten die Zeitungen von Tamedia. Auf den russischen Kreml-Kritiker Nawalny soll im August 2020 ein Anschlag mit Nowitschok verübt worden sein.
Der am Universitätsspital Basel (USB) arbeitende Neurologe (Name der Redaktion bekannt) greift in einem offenen Brief jene Ärzte der Berliner Charité-Klinik an, die Alexei Nawalny behandelten und eine Studie darüber im Dezember in der renommierten Fachzeitschrift «The Lancet» veröffentlichten.
Mehr als nur fachliche Kritik
Die Berliner Ärzte hätten dabei, so der Vorwurf des Mediziners mit russischer Staatsbürgerschaft, alle Aspekte ignoriert, die nicht in die Erzählung von der Nowitschok-Vergiftung passten. Zum Beispiel Hinweise auf eine chronische Erkrankung der Leber.
Der Basler Assistenzarzt hält laut Zeitungsbericht auch seine Meinung nicht zurück: Nawalny habe die Führung eines anderen Staates (gemeint ist Deutschland) aufgefordert, «feindliche Massnahmen gegen Russland zu ergreifen». Der Mediziner betrachtet das als Verrat, und «Verrat ist in jeder Interpretation und zu jeder Zeit die Handlung eines Schurken».
Medienstelle war nicht informiert
Das Basler Unispital lehnt eine Stellungnahme gegenüber der Zeitung ab: Der Arzt habe als Privatperson gehandelt, «weder seine Vorgesetzten noch die Medienstelle des USB sind von ihm informiert worden». Der Arzt selbst habe auf die Anfrage von Tamedia nicht reagiert.
Der russische Aussenminister Sergey Lavrov hat den offenen Brief des Arztes laut Medienberichten seinem französischen Amtskollegen gesendet. Mit der Aufforderung, die Haltung in der Affäre um den Regimekritiker zu überdenken, was das französische Aussenministerium aber abgelehnt hat.