Teure Medikamente: Apotheker wimmeln Kunden ab

Manche Apotheken winken bei der Abgabe von hochpreisigen Medikamenten ab. Aus Angst, dass sie auf den Kosten sitzen bleiben.

, 8. April 2019 um 08:50
image
  • apotheken
  • medikamente
  • hepatitis
Etwa jeder vierte der 60 befragten Apotheker verweigerte bereits mindestens einem Patienten die benötigten Medikamente gegen Hepatitis C. Dies zeigt eine vor Kurzem publizierte Studie aus der Westschweiz, durchgeführt von Forschern der Universitäten Lausanne und Genf.
Grund ist die Angst, dass die Krankenversicherer das Medikamente nicht übernehmen und die geleistete Vorauszahlung nicht zurück erstatten, wie die «Sonntagszeitung» berichtet. Eine Packung des Medikaments Harvoni mit 28 Tabletten kostet zum Beispiel über 14'000 Franken. Benötigt werden zwei bis drei Schachteln.

Apotheke wartet seit Sommer auf das Geld

Bei hochpreisigen Medikamenten könne das finanzielle Risiko hoch sein, wird Studienautor Jérôme Berger zitiert. Vor allem kleine Apotheken können dadurch in Schwierigkeiten geraten. Durchschnittlich dauert es mindestens drei Monate bis die Krankenkassen die entsprechenden Medikamente zurückerstattet haben.
Leidtragende sind die Patienten. «Wir kennen Patienten aus der ganzen Schweiz, die abgewiesen wurden», sagt Philip Bruggmann der Zeitung. Der Präsident von Hepatitis Schweiz erwähnt einen Fall, bei dem man seit Juli auf das Geld der Kasse warte.

Santésuisse zeigt sich erstaunt

«Wir haben das Gefühl, dass einige Kassen bewusst auf Zeit spielen», so Bruggmann weiter. Er sieht das Problem aber nicht bei den Apotheken, sondern bei den Krankenkassen und den Pharma-Herstellern.
Santésuisse, der Verband der Schweizer Krankenversicherer, zeigt sich über die Vorwürfe erstaunt, da Apotheken ein Recht auf Rückvergütungen innerhalb von 30 Tagen haben. Es könne aber zu Verzögerungen kommen, wenn die Rechnungen von Apotheken nicht korrekt ausgefüllt sind, wie der Verband im Artikel zitiert wird. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Migros will mit Apotheken die Hausärzte entlasten

Die Medbase-Filialen wollen ihr Angebot ausbauen: Sie sollen zu «Points of Care» werden, sagt CEO Marcel Napierala in einem Interview.

image
Gastbeitrag von Claus Hysek

Wie man für 15 Rappen pro Monat den Apotheken-Markt zerstört

Santésuisse hat vorgerechnet, wo man bei Medikamenten sparen kann. Wir haben nachgerechnet.

image

Gesucht: Ideen, damit weniger Pillen im Müll landen

Der Nationalrat setzt ein weiteres Zeichen, dass er die Medikamentenverschwendung bekämpfen will. Es ist nicht das erste.

image

Medikamente: Der Graben wird nicht kleiner

Im Schnitt kosten die Arzneimittel in der Schweiz ein Zehntel mehr als in anderen europäischen Ländern

image

Nestlé entwickelt Pizzen und Bowls für Semaglutid-Patienten

Eine eigene Marke soll den Nutzern von «Abnehmspritzen» wie Ozempic und Wegovy die entscheidenden Nährstoffe bieten.

image

Auch Roche meldet Erfolg mit «Abnehm-Spritze»

Der Wirkstoff CT-388 zeigt in einer ersten Studie eine raschere Wirkung als ähnliche Produkte – und einen starken Einfluss auf die Blutzucker-Regulation.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.