Apotheken wollen mehr Geld für Schnelltests

Bis zu 80 Franken statt 57.50 verlangen Apotheken für Corona-Antigentests. Weil sie mehr Aufwand haben. Doch der Bund hat sie zurückgepfiffen.

, 9. Dezember 2020 um 08:50
image
  • apotheken
  • pharmasuisse
  • politik
  • arbeitswelt
Seit einem Monat dürfen Apotheken den Corona-Schnelltest anbieten. An Kunden fehlt es nicht. Doch viele Apotheken können mit dem vom Bund verfügten Preis ihre Kosten nicht decken. Fr. 57.50 dürften sie gemäss der Verfügung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) verlangen.

Apotheken verlangen eigenmächtig Zuschläge

Das deckt aber nur den Aufwand für den Test. «Gerade positiv getestete Menschen brauchen eine weitere Beratung», sagt Stephanie Balliana, Sprecherin des Apothekenverbands Pharmasuisse. «Diese Hilfe geben wir gerne. Aber anders als bei Ärztinnen und Ärzten wird die Beratung in der Apotheke nicht vom Bund übernommen.»
Einige Apotheken haben deshalb – trotz anderslautender Verfügung – eigenmächtig gehandelt. Sie verlangen Zuschläge für Service, Beratung, Notfälle am Abend und am Wochenende oder für die schriftliche Bestätigung des Testergebnisses. So kostet ein Test bei einigen Anbietern bis zu 80 Franken, wie die Sendung «Kassensturz» publik gemacht hat.

Pharmasuisse entschuldigte sich

Das BAG intervenierte sofort: Die Apotheken dürfen nur Fr. 57.50 verlangen. Pharmasuisse-Chef Fabian Vaucher entschuldigte sich bei den Kunden und forderte die Apotheken auf, den Kunden den zu viel gezahlten Preis zurückzuzahlen.
Gleichzeitig hat Pharmasuisse aber auch beim BAG interveniert. Die Apotheken wollen ihren Aufwand verrechnen können. «Die aktuelle Abgeltung ist nicht kostendeckend und wurde nicht für das Testen in der Apotheke errechnet», sagt Stephanie Balliana gegenüber Medinside. Konkret heisst das: «57.50 Franken decken zwar die laufenden Kosten während der regulären Öffnungszeiten, jedoch nicht die Investitionen, welche die Apotheken hatten oder die Zuschläge an Sonn- und Feiertagen.»

Apotheken wollen auch Symptomfreie schnelltesten

Das BAG hat die Apotheken auch gerügt, weil einige von ihnen Schnelltests für Personen ohne Symptome anbieten. Das ist gemäss den Anweisungen des BAG nicht erlaubt. Doch offenbar ein Bedürfnis. Einige Kantone haben deshalb in Ausnahmefällen solche Tests für symptomlose Personen zugelassen.
Die Apotheken möchten nun beim BAG erreichen, dass sich symptomlose Kunden generell testen lassen können, dies aber aus der eigenen Tasche zahlen sollen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Corona kostete den Bund 29 Milliarden

Die Kosten der Corona-Pandemie seien so einmalig gewesen, dass sie keine Vorlage für künftige Krisen seien. Das stellt der Bundesrat fest.

image

Alzheimer Schweiz: SP-Urgestein wird Präsident

Der ehemalige Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli übernimmt die Spitze der Organisation.

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

«Book a Doc»: Medgate und Galenica bauen Teamwork aus

Bis Ende Jahr sollen Medgate-Ärzte digital in etwa 300 Galenica-Apotheken zugänglich sein.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

image

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Nun soll's der Bundesrat richten

Der Nationalrat verlangt, dass der Bundesrat in die Kompetenz der Kantone und der Tarifpartner eingreift.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.