Ärzte sollten den Instinkten ihrer Patienten trauen

In einer amerikanischen Studie war die Selbsteinschätzung der Patienten genauso aussagekräftig wie ein Bluttest.

, 19. Juli 2016 um 07:07
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Wenn ein Patient klagt, er fühle sich schlecht, ist der Arzt gut beraten, gut zuzuhören - und die Einschätzung zu teilen. Dies legt eine neue Studie nahe. Sie besagt, dass die Art und Weise, wie Patienten ihre Verfassung beschreiben, ein mindestens so zuverlässiger Indikator ist für deren Gesundheit ist wie objektive Messkriterien wie Bluttests. 
Die Studie wurde im Fachjournal Psychoneuroendocrinology veröffentlicht. Sie beruht auf Daten von 1'500 Menschen, die an der Texas City Stress and Health Study teilnahmen, welche Stresslevel und Gesundheitszustand der Einwohner in und um die Grossstadt Houston misst.  

Self-Assessments und Bluttests

Die Studie basiert auf Self-Assessments mit Befragungen sowie spezielle Bluttests, welche auf Entzündungsmarker und die Aktivität von gutartigen Herpesviren analysiert worden waren. Diese geben einen Hinweis auf den Zustand des Immunsystems, verursachen aber normalerweise keine Krankheitsymptome und treten auch nicht in herkömmlichen Bluttests auf. 
Wenn die Befragten sagten, sie fühlten sich schlecht, waren auch Entzündungslevel und Virenaktivität hoch. Umgekehrt waren die Indikatoren bei den Menschen, die sich gut fühlten, tief. 

«Aufmerksam sein»

«Der Schluss, den wir daraus ziehen können, lautet: Die Einschätzung der Patienten ist ein wichtiger Gradmesser für den tatsächlichen Gesundheitszustand», so Christopher P. Fagundes, Psychologieprofessor der Rice University und Co-Autor der Studie. «Ärzte sollten ihren Patienten gegenüber sehr aufmerksam sein und gut zuhören. Wenn sie sich schlecht fühlen, hat das mit grösster Wahrscheinlichkeit einen biologischen Grund».
Studie:
Kyle W. Murdock, Christopher P. Fagundes, M. Kristen Peek, Vansh Vohra, Raymond P. Stowe: «The effect of self-reported health on latent herpesvirus reactivation and inflammation in an ethnically diverse sample» - in: «Psychoneuroendocrinology», Juni 2016
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