Lausanne: In der ambulanten Chirurgie sind die Lichter ausgegangen

Das Universitätsspital Lausanne hat seine öffentlich-private Partnerschaft abrupt beendet und die chirurgische Tätigkeit am Standort Beaumont unterbrochen.

, 3. November 2022 um 07:36
image
Das ambulante Chirurgiezentrum auf dem Beaumont-Gelände in der Nähe des CHUV-Hauptgebäudes. | zvg
«Mit dem Abschluss der Public-Private-Partnership mit MV Santé Beaumont SA aus dem Jahr 2011 sollte der Operationssaal des CHUV entlastet werden», schreibt das Universitätsspital Lausanne (CHUV) in einer Mitteilung an die Medien.
Hauptziel des ambulanten Chirurgiezentrums am Standort Beaumont (Lausanne) unter der Leitung von MV Santé sei es gewesen, CHUV-Chirurgen und ihre Patienten willkommen zu heissen: Rund 6'500 Operationen werden dort jährlich durchgeführt. Diese Zusammenarbeit bröckelt schon seit einigen Jahren. 2018 sorgte das Chirurgiezentrum unter anderem wegen einer Unterbesetzung für Schlagzeilen. Nun scheint das Fass überglaufen zu sein:
Die derzeitige Situation von MV Santé Beaumont SA erlaube es nicht, die Fortsetzung dieser Zusammenarbeit in Betracht zu ziehen, so das CHUV. «In Übereinstimmung mit den zwischen den Partnern unterzeichneten Vereinbarungen hat das CHUV von seinem Recht Gebrauch gemacht, den Betrieb des ambulanten Chirurgiezentrums auf dem Beaumont-Gelände in der Nähe des Hauptgebäudes des CHUV sofort zu übernehmen.»

CHUV will die Kontrolle

MV Health lehnt diese Massnahmen ab und sucht offenbar weitere Gespräche. Das CHUV hingegen «garantiert die Wiederaufnahme des Betriebs des Zentrums in denselben Räumlichkeiten sowie das Engagement des vorhandenen Personals». Man wolle die operative Autonomie des Zentrums für Ambulante Chirurgie (CCA) bewahren, das direkt an die Geschäftsleitung berichten werde. Die Stelle des Direktors des Zentrums soll in Kürze ausgeschrieben werden, ist weiter zu lesen.

Chirurgische Tätigkeit unterbrochen

Das CHUV beabsichtigt, alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um im Interesse der Patienten und des Personals «einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten» und die schnellstmögliche Wiederaufnahme der Aktivitäten auf dem Gelände zu gewährleisten.
In dieser Übergangsphase und aus Gründen der Patientenbetreuungsverantwortung hat das CHUV seine chirurgische Tätigkeit am CCA vorübergehend unterbrochen.
Während einige nicht dringende Operationen sehr kurzfristig verschoben werden mussten, entschuldigt sich Leitung des CHUV «bei den Patienten, die mit dieser unangenehmen Situation konfrontiert sind». Jeder von einer Verschiebung betroffene Patient werde persönlich kontaktiert.
Alle dringenden ambulanten Operationen bleiben in den Spitalgebäuden des CHUV gewährleistet.
  • spital
  • universitätsspital lausanne
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.