Grundversorgung: Die Schweiz ist gut – aber sie war auch schon besser

Eine internationale Vergleichsstudie zeigt, dass andere Länder uns bei der Verfügbarkeit überholt haben. Zumal bei der Grundversorgung zu Randzeiten.

, 11. Dezember 2023 um 14:23
image
Symbolbild: Andrik Langfield on Unsplash
Der «International Health Policy Survey» der Stiftung Commonwealth Fund untersuchte dieses Jahr erneut Erfahrungen der Bevölkerung mit dem Gesundheitssystem. Die Schweizer Ergebnisse lassen sich dabei mit jenen von neun Ländern vergleichen; zudem sieht man Entwicklungen zwischen 2010 und 2023.
Der Bericht wurde nun vom nationalen Gesundheitsobservatorium Obsan veröffentlicht.
image
Ein Hauptergebnis erscheint dabei weiterhin sehr positiv: Mehr als acht von zehn Befragten in der Schweiz schätzen ihre Gesundheit als «ausgezeichnet», «sehr gut» oder «gut» ein. Allerdings hat unser Land hier nun den ersten Rang an Neuseeland verloren.
Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die selbst wahrgenommene Gesundheit also tendenziell verschlechtert – sie bleibt aber auf einem hohen positiven Niveau.
Der Anteil der Personen mit mindestens einer chronischen Erkrankung ist in den letzten Jahren angestiegen. Am häufigsten tauchen dabei Bluthochdruck, psychische Erkrankungen (wie Angstzustände und Depressionen) sowie an Asthma oder Lungenkrankheiten in der Befragung auf. Etwas mehr als jede zehnte Person hat eine Beratung oder Behandlung im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit in Anspruch genommen.
In der Schweiz konsumiert die Hälfte der Befragten mindestens ein rezeptpflichtiges Medikament, so ein weiteres Ergebnis: Dies stelle im internationalen Vergleich den viertniedrigsten Wert dar. Und der Anteil jener, die mindestens zwei rezeptpflichtige Medikamente einnehmen (rund ein Drittel), ist in der Schweiz sogar am niedrigsten.
Bemerkenswert sei zudem, dass sich ein immer grösserer Teil der Wohnbevölkerung finanzielle Sorgen, so der Obsan-Report: Mehr als ein Drittel der Befragten macht sich Sorgen finanzieller Art – ein Wert, der im internationalen Vergleich hoch liegt.
image
Neun von zehn Personen in der Schweiz suchen für ihre medizinische Versorgung normalerweise dieselbe Ärztin, denselben Arzt oder dasselbe Gesundheitszentrum auf. Dabei stellt die Erhebung im Vergleich zu 2010 eine sinkende Praxistreue fest – und obendrein eine kritischere Bewertung des Verlaufs der Konsultationen bei der Hausärztin beziehungsweise dem Hausarzt.
Dennoch: Die in den Hausarztpraxen erhaltene medizinische Betreuung wird auch 2023 sehr positiv bewertet. Und insgesamt beurteilen sechs von zehn Befragten die Qualität der medizinischen Versorgung im Land als «hervorragend» oder «sehr gut». Auch hier gilt aber: Der Anteil derer, die Top-Noten verteiler, ist gegenüber 2020 gesunken.
image
Ein Punkt dabei ist eine gewisse Verknappung: In der Schweiz ist es seit dem letzten International-Health-Policy-Survey 2020 schwieriger geworden, eine medizinische Versorgung ausserhalb der üblichen Öffnungszeiten zu erhalten: Sechs von zehn Befragten geben an, dass es «sehr schwierig» oder «eher schwierig» sei, abends, am Wochenende oder an Feiertagen eine medizinische Versorgung zu erhalten.
Im internationalen Vergleich ist dies der drittniedrigste Wert – es ist dies also ein Punkt, wo die Schweiz recht weit entfernt ist von der Spitze.
Erneut gilt also: Die Lage hat sich zwar verschlechtert (steigende Wartezeiten), dennoch schneidet die Schweiz im internationalen Vergleich gut bis sehr gut ab. Wenn es um einen Termin bei einem Spezialisten geht, nimmt die Wartezeit in der Schweiz zwar zu (der Anteil der Wartezeiten unter einem Monat nimmt ab), ist aber im Vergleich zu den anderen Ländern ist die Lage hier immer noch am besten.
Bei den planbaren Operationen sei keine signifikante Zunahme der Wartezeiten zu beobachten, die Schweiz belegt hier den drittbesten Rang.
  • Grundversorgung
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

TCS übernimmt weiteren Rettungsdienst

Das Aargauer Unternehmen Intermedic kommt unters Dach von TCS Swiss Ambulance Rescue. Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten.

image

Walk-in-Praxis + mobiler Arztdienst + Hospital@Home + integrative Medizin

In Einsiedeln wurde eine Arztpraxis mit speziellem Angebotsmix lanciert.

image

Schon wieder: Gemeinde gründet Gemeinschaftspraxis

Saanen entwickelt eine voll eingerichtete Praxis und bietet betriebswirtschaftliche Unterstützung – damit die Mediziner möglichst glatt ihre Arbeit aufnehmen können.

image

Modell «Viva Health»: Start mit 1'200 Kunden

Im Jurabogen wurde jetzt das Gesundheits-Netzwerk «Réseau de l'Arc» lanciert: Ein Testfall für die ganze Schweiz.

image

So will der Kanton Freiburg die Zahl der Notfallbesuche reduzieren

Mit einer grossen Informationskampagne will Freiburg den Weg zu schnellerer und effektiverer medizinischer Hilfe weisen.

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu ärztlicher Versorgung kommt. Und er kritisiert Berufskollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

Vom gleichen Autor

image

Curafutura: Marco Romano folgt auf Sandra Laubscher

Der ehemalige Mitte-Nationalrat wird Leiter Gesundheitspolitik und Mitglied der Geschäftsleitung.

image

Versicherer bietet allen Kunden Gen-Tests an

Beim US-Konzern Mass Mutual können alle Versicherten zwischen 35 und 70 ihr genetisches Risiko für acht Erkrankungen prüfen lassen.

image

Radiologen gehen gegen Fernsehbeitrag vor

Die Gesellschaft für Radiologie will nicht akzeptieren, dass «10 vor 10» ihren Fachbereich als Musterbeispiel für missbräuchliche Abrechnungen darstellt.