Experte über den Insel-Verlust: «Sie wussten vom Risiko»

Der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher kritisiert die Leitung der Insel Gruppe. Er schlägt nun vier radikale Massnahmen vor.

, 20. März 2024 um 13:04
image
Der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher
«Das Ausmass des Verlusts ist gigantisch»: Mit diesen harschen Worten kommentiert der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher das 113-Millionen-Defizit der Insel-Gruppe. Die gegenwärtige Führung sei noch verantwortungsloser als frühere Insel-Verantwortliche.
Locher sagt das nicht aus dem hohlen Bauch heraus. Bereits vor 15 Jahren hatte ihn der damalige Insel-Verwaltungsrat dazu eingeladen, die Insel-Strategie zu bewerten.

«Känguru-Management»

Lochers damaliges Fazit: Die Insel gehe zu grosse Risiken ein. Oder kurz: «Management by Känguru – grosse Sprünge mit leerem Beutel».
Weniger ums Scherzen zumute ist es ihm bei der Beurteilung der derzeitigen Situation. «Ich bin betroffen vom Ausmass des Unbehagens ob der zu Tage getretenen Probleme», sagt er zu Medinside.
Er ist nicht der Einzige. Auch 30 ehemalige Insel-Mediziner üben unverhohlene Kritik und werfen der Inselleitung «Mobbing-Kultur» und Geld-Fixiertheit vor, wie vor zwei Tagen bekannt wurde.

Insel: «Gut aufgestellt»

Derzeit sieht das Insel-Management aber keinen Handlungsbedarf: «Mit den getätigten Investitionen sind wir gut aufgestellt und blicken optimistisch in die Zukunft», sagte Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident der Insel-Gruppe vor einer Woche.
Ganz anders Heinz Locher, der die Insel schon vor 15 Jahren beraten hat. Er schlägt eine Lösung mit vier radikalen Massnahmen vor, «damit die sich abzeichnende Negativspirale gestoppt werden könnte».
  • 1. Überarbeitung der Unternehmensstrategie Sie muss besser in den Einklang mit den wahren Bedürfnissen der alternden Bevölkerung und den vorhandenen Ressourcen gebracht werden.
  • 2. Auswechseln der Führungsspitze Insbesondere dem Verwaltungsrats- und dem Direktionspräsidenten fehlt nach dem Geschehenen die Glaubwürdigkeit, den erforderlichen Turnaround selbst vorzunehmen.
  • 3. «Schulterschluss» von Direktion, Ärzteschaft und Medizinischer Fakultät Ein universitäres medizinisches Zentrum kann weder gegen noch ohne die Ärzteschaft erfolgreich tätig sein.
  • 4. Entwickeln einer neuen Führungskultur Geprägt von gegenseitiger Achtung und wertschätzendem Umgang auf allen Stufen.
  • spital
  • Insel Gruppe
  • Spitalkrise
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Pharmasuisse führt mit der FMH das E-Rezept ein

Den Schweizer Apotheken ist es ernst mit dem elektronischen Rezept. Sie beteiligen sich am Digitalnetz HIN, das der FMH gehört.

image

FMH, Pflegeheime, Spitex und Curafutura wollen Efas

Selten sind sich Ärzte, Spitäler und Kassen so einig: Sie wollen ambulante und stationäre Leistungen einheitlich finanziert haben.

image

Deutschland führt Lungen-Check für Raucher ein

Was Lungenärzte in der Schweiz bisher vergeblich fordern, kommt nun in Deutschland: Eine Lungenuntersuchung für Risikopersonen.