Besonders Spitalärztinnen und Spitalärzten spüren mehr Stress bei der Arbeit. Eine zunehmende Anzahl der Befragten hat sogar das Gefühl, das Arbeitspensum nicht mehr entsprechend den medizinischen Anforderungen des Berufs meistern zu können. Und was besonders zu denken gibt: Ein wachsender Anteil der Ärzteschaft sieht die Patientenversorgung durch die hohe Arbeitsbelastung oder den Zeitdruck beeinträchtigt.
29 Prozent haben Pensum erhöht
Das zeigt die
jährliche Befragung der Ärzteschaft im Auftrag des Berufsverbands der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH. Die Daten wurden im Frühjahr dieses Jahres vom Forschungsinstituts GFS Bern erhoben. Es haben 1547 Ärztinnen und Ärzte an der Befragung teilgenommen.
Dabei zeigte sich unter anderem auch: 29 Prozent der Spitalärztinnen und Spitalärzte haben während der Pandemie ihr Arbeitspensum erhöht.
Zu wenig Personal in Spitälern
In den Spitälern gibt es nach Ansicht vieler Befragten zu wenig Ärztinnen und Ärzte, um eine optimale Behandlung zu bieten. Auch in der Rehabilitation fehlt es am Fachpersonal. Besonders ausgeprägt ist der Mangel in der Psychiatrie.
Zu lange Wartezeiten
Viele Befragte kritisieren die langen Wartezeiten für die Patienten und Patientinnen. In der Psychiatrie mussten 2021 offenbar viele Klienten für eine typische, planbare Behandlung im Durchschnitt länger als einen Monat warten. In Arztpraxen und in Rehabilitationskliniken schätzen die Befragten die Wartezeit deutlich kürzer ein: Die meisten gehen von durchschnittlich null bis zwei Tagen aus.
Gute Zusammenarbeit
Für die FMH zeigt die Befragung aber auch ein erfreuliches Resultat: Die Spitalärztinnen und Spitalärzte beurteilen die Zusammenarbeit zwischen der eigenen Spitalstation und den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten als so gut wie nie zuvor: 78% der Befragten beurteilen diese Zusammenarbeit als sehr gut oder gut.
Zu viel Büroarbeit
Eine hohe Belastung für die Ärztinnen und Ärzte ist und bleibt der administrative Aufwand. Zwar ging der Aufwand fürs Patientendossier eher etwas zurück, nämlich von 122 Minuten pro Tag auf 111. Diese vermeintlich erfreuliche Entwicklung wird jedoch dadurch zunichte gemacht, dass im gleichen Zeitraum der Aufwand für sonstige administrative Tätigkeiten von durchschnittlich 27 auf 40 Minuten pro Tag gestiegen ist und der Aufwand für andere organisatorische Arbeiten von 38 auf 49 Minuten.
Neuer Reha-Tarif kommt recht gut an
Insgesamt hat der administrative Aufwand also weiter zugenommen, kommt die FMH zum Schluss. In der Rehabilitation ist der durchschnittliche Aufwand für die ärztliche Dokumentationsarbeit inzwischen auf durchschnittlich 125 Minuten pro Tag angestiegen. Ein wichtiger Grund dafür dürfte die Einführung des neuen Tarifsystems ST Reha sein.
Dieses neue Tarifsystem beurteilen die Spitalärztinnen und -ärzte übrigens vorwiegend als gut oder zumindest als neutral. Nur ein Viertel lehnt es ab. Die FMH ergänzt dazu: «Dies entspricht einer deutlich wohlwollenderen Einstellung als bei der damaligen Einführung von Swiss-DRG und von Tarpsy.»