Die menschliche Neugier ist gross, und so stellt sie sich manchmal auch ganz einfache Fragen. Zum Beispiel: Wie ist es für einen Mann, wenn er im OP von einer Frau operiert wird?
Und umgekehrt: Wie ist es für eine Frau, wenn der Chirurg ein Mann ist?
Um das herauszufinden, werteten Mediziner von einem Dutzend Spitälern in den USA und Kanada einen Datenberg aus: Es ging um die Resultate von 14 verschiedenen Eingriffs-Arten, die an gut 2,9 Millionen Patienten vorgenommen worden waren. Der Zeitraum: 2016 bis 2019.
Dabei untersuchten die Forscher die Mortalität nach den Operationen – definiert als Todesfall innerhalb von dreissig Tagen nach dem Eingriff. Die wiederum stellten sie ins Verhältnis zu den Geschlechtern auf dem OP-Tisch respektive am OP-Tisch.
1,29 Millionen dieser Menschen hatten einen Haupt-Operateur beziehungsweise Operateurin vom gleichen Geschlecht. Gut 1,61 Millionen Patienten wurden von einem Arzt oder einer Ärztin des anderen Geschlechts operiert. Und die Frage lautete: Welche Unterschiede gab es?
Die Resultate:
- 🚹🚹 2,0 Prozent der Patienten waren nach 30 Tagen verstorben, wenn beide Seiten männlichen Geschlechts waren.
- 🚹🚺 1,7 Prozent der männlichen Patienten starben, wenn sie auf eine weibliche Chirurgin trafen.
- 🚺🚹 1,5 Prozent der weiblichen Patientinnen starben nach der Operation durch einen männlichen Chirurgen.
- 🚺🚺 1,3 Prozent der Patientinnen starben, wenn sie sich einer Chirurgin anvertraut hatten.
Auf den ersten Blick liesse sich da vielleicht herauslesen, dass man als Patient (ob Mann, ob Frau) einen Tick bessere Chancen hat, wenn man sich einer Frau anvertraut.
Aber dieser Aspekt wurde in Studie nicht weiter diskutiert. Und ohnehin haben
andere Studien gezeigt, dass Chirurginnen tendenziell in weniger riskanten Feldern tätig sind und weniger komplexe Fälle operieren – so dass ihre Mortalitätsraten logischerweise tiefer sind.
Dass also der Geschlechtsunterschied zwischen Operateur und Patient an sich eine Rolle spielt, konnte diese Untersuchung nicht festmachen. «Die postoperativen Sterblichkeitsraten waren bei den vier Arten von Patienten-Chirurg-Geschlechtsdyaden ähnlich (d.h. der Unterschied war gering und klinisch nicht bedeutsam)», so ein Fazit der Studie.