Ein Arzt, der seine Assistenzzeit im Zürcher Triemli-Spital absolvierte, wird Chefarzt an der Oregon Health and Science University (OHSU) in Portland.
Der Weg, den Jens Berli von seiner Heimat in Zürich in die USA gewählt hat, ist speziell. Er begann mit einer «chirurgischen Identitätskrise».
So erzählte es der neue Leiter der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie nach dem Antritt seiner ersten Stelle in Portland in einem Interview mit der Zeitschrift
«The Oregonian».
Abstecher nach Nordgrönland
In der Schweiz arbeitete Jens Berli zuerst als Allgemeinchirurg im Triemli-Spital, fand darin aber nicht seine wirkliche Berufung.
Während sich seine Kollegen aus der Chirurgie für eine Stelle in der Orthopädie oder Herzchirurgie entschieden, schwankte Berli – und entschied sich dann für etwas ganz anderes: Er behandelte Patienten im abgelegenen nördlichen Teil von Grönland.
Er wollte «kreativ verändern»
Von Grönland wechselte er zum Johns-Hopkins-Hospital in Baltimore, wo er zum Chefarzt aufstieg und sich in plastischer Chirurgie weiterbildete. Es gefiel ihm, «das menschliche Aussehen kreativ zu verändern», wie er sagt.
Und dann wählte er ein Spezialgebiet der plastischen Chirurgie, das so neu war, dass es nur wenige Spitäler anbieten: Geschlechtsumwandlungen.
Neues Transgender-Programm aufgebaut
Als 2016 die Oregon Health & Science University (OHSU) jemanden suchte, der an der Stelle der bisherigen Leitern Juliana Hansen ein neues Transgender-Programm aufbaut, Operationen durchführt und Kurse für Medizinstudenten der Universität gibt, wusste er, dass er seinen Platz gefunden hatte, wie er dem «Oregonian» sagte.
Phalloplastiken und Feminisierungen
Nun bietet er als sein Spezialgebiet Brustoperationen für transsexuelle und nicht-binäre Personen sowie Phalloplastik und Feminisierungsoperationen im Gesicht an.
An der OHSU hat Berli das Programm für geschlechtsangleichende Chirurgie entwickelt und eine der ersten Fellowships im Land mit Schwerpunkt auf Geschlechtschirurgie gegründet.
Nur Operationen, die glücklich machen
«Im Idealfall findet man einen Beruf, bei dem man aufsteht und sagt: Ich freue mich darauf, in den Operationssaal zu gehen und dort zehn Stunden zu verbringen», sagt Jens Berli.
«Und ich habe ihn gefunden. Manche Operationen sind traurig. Aber eine geschlechtsspezifische Operation ist einer der schönsten Tage im Leben.»