«Künstliche Intelligenz wird Ärzte ersetzen, davon bin ich überzeugt»

KI stellt immer häufiger Diagnosen, an denen Mediziner scheiterten. Wie sehr wird der Arztberuf dadurch angegriffen?

, 2. November 2023 um 09:15
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Wie sich KI die Zusammenarrbeit von KI und Ärzten vorstellt: Symbolbild Medinside, erstellt mit Midjourney.
Mitte September ging die Meldung um die Welt, dass ChatGPT die Krankheit eines Vierjährigen herausgefunden hatte, nachdem 17 Ärzte keine Diagnose stellen konnten. Der Junge aus den USA entwickelte mysteriöse Symptome, darunter Schmerzen und Wachstumsverzögerungen; die Ärzte waren ratlos. In drei Jahren suchte die Mutter mit ihrem Sohn 17 verschiedene Ärzte auf – mit dem Ergebnis, dass keiner wusste, was dem Jungen fehlt.
Schliesslich zog die Mutter das AI-System ChatGPT zurate und bekam so die richtige Diagnose. Ihr Sohn litt am Tethered Cord Syndrom, einer Krankheit, bei der das Rückenmark mit dem Gewebe rundherum verwachsen ist.
Das Beispiel ist eines von vielen, bei welchem künstliche Intelligenz dem Arzt überlegen war. Zugleich stellt es die Rolle des Arztes in Frage.
Wird künstliche Intelligenz Ärzte in Zukunft ersetzen? Werden Roboter selbständig operieren und Röntgenbilder ausschliesslich von KI beurteilt? Wie wird sich der Arztberuf durch KI verändern?
Diese Fragen wurde vor kurzem an einem Medinside-Event heiss diskutiert und nicht wenige waren der Ansicht: Der Arztberuf in seiner heutigen Form wird es in Zukunft so nicht mehr geben. Viele Ärzte werden in ein paar Jahren durch KI ersetzt – und insgesamt werden die Mediziner viel mehr eine psychologische Rolle einnehmen: KI stellt die Diagnose, der Arzt fungiert als Berater.

Tiefere Fehlerrate

Dieser Ansicht ist auch der IT-Experte Marc Ruef. Gegenüber Medinside sagt er: «KI wird Ärzte definitiv ersetzen, davon bin ich überzeugt. Sowohl in der Diagnostik als auch in der Chirurgie wird KI eine ergänzende oder gar ersetzende Massnahme sein. Ein höheres Mass an Präzision und eine niedrigere Anzahl an Fehlern machen derlei Lösungen konkret attraktiv».
Er gehe deshalb davon aus, dass die Anzahl der Ärzte in den kommenden Jahrzehnten drastisch reduziert werde. «Vor allem das Konzept des Hausarztes wird wohl überdenkt werden müssen. Ganz im Kontrast zum Pflegepersonal, dessen Arbeit sich nicht ohne weiteres automatisieren lassen wird».

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