Was tun gegen die Engpässe in den Kinderspitälern? Impfen!

In Deutschland fordern die Intensiv- und Notfall-Mediziner indirekte Massnahmen gegen die Not in den Kinderkliniken: Die Impfkommission soll aktiv werden.

, 22. Februar 2024 um 23:23
image
Bild: CDC on Unsplash
Eine Erhebung der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin in Deutschland hat soeben krasse Engpässe bei der Versorgung kritisch kranker Kinder ans Licht gebracht:
  • Wegen Personalengpässen waren am Stichtag nur 65 Prozent der pädiatrischen Intensivbetten in Betrieb.
  • Knapp 40 Prozent dieser betreibbaren Betten wurden für Kinder mit schweren RS-Virusverläufen oder anderen saisonal bedingten Infekten benötigt.
  • Insgesamt meldeten die Stationen im Schnitt weniger als ein freies Bett pro Standort.
Deshalb hat die DIVI nun einen Aufruf erlassen: Bitte impfen! Die Gesellschaft fordert die Ständige Impfkommission STIKO auf, «nach kritischer Analyse der Datenlage Empfehlungen für RSV- und Influenza-Impfungen für Kinder auszusprechen».
«Wir beobachten die Strategien im Ausland gerade sehr genau», sagt der gewählte Präsident der Vereinigung, Florian Hoffmann: In Frankreich, Luxemburg, Spanien und den USA werde eine (nasale) Influenza-Impfung für Kinder empfohlen; zudem erhielten Säuglinge dort seit dieser Saison eine Immunisierung mit einem neu zugelassenen Passiv-Impfstoff gegen RSV.

Mehr Impfen = mehr freie Betten

Die Folge: «Aus Luxemburg und Spanien wissen wir, dass bei passiver RSV-Impfung von Neugeborenen und Säuglingen signifikant weniger Kinder in diesem Winter in der Kinderklinik und auf einer Kinderintensivstation behandelt werden mussten.»
Und so ist lautet die Überlegung: Wenn die Kinderintensivmediziner weniger Infekt-Patienten im Winter behandeln müssten, gäbe es wieder freie Plätze für andere akut oder chronisch erkrankte Kinder. Auch müsste man seltener elektive Operationen nach hinten verschieben.
Die aktuellen deutschen Zahlen im Hintergrund: In 629 Betten, die in 91 befragten Kinderintensivstationen stehen, können derzeit nur in 409 Betten Patienten behandelt werden. Dies insbesondere wegen der Pflegemangels, der sich wegen Krankheitsausfällen des Klinikpersonals im Winter noch bekanntlich verschärft.
  • Impfung
  • Pädiatrie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image
Kommentar | Von Marc-André Giger und Malte Frenzel

EFAS öffnet Türen – doch die Kindermedizin braucht mehr

Die Kinderspitäler könnten viele Behandlungen ambulant anbieten – doch strukturelle Fehlanreize verhindern viel. Die gewünschte Ambulantisierung wird ausgebremst.

image

Spitalzentrum Biel baut Kinderzentrum

In Biel entsteht bis 2027 das ambulante Kinderzentrum «Medin Kids». Die Investitionen von rund 2,2 Millionen Franken sollen auch durch Spenden gedeckt werden.

image

Kinderspital Zentralschweiz testet «Martha’s Rule»

Nach einem tragischen Todesfall führt das KidZ ein neues Warn- und Eskalationssystem ein: Es stellt sicher, dass Eltern gehört werden, wenn sie Alarm schlagen.

image

Covid-Impfung: Mehr Booster = mehr Fehltage

Eine Untersuchung bei Schweizer Spitalangestellten ergab: Mehrere SARS-CoV-2-Impfungen erhöhten das Risiko für grippeähnliche Infekte. Einen klaren Nutzen hatte nur die Grippeimpfung.

image

Nicole Ritz neu im Vorstand der ESPID

Nicole Ritz, Chefärztin Pädiatrie am Luks, wurde in den Vorstands der European Society for Paediatric Infectious Diseases (ESPID) gewählt.

image

Bitte einmischen! – Patientensicherheit neu gedacht

In England sollen sich Angehörige mehr in medizinische Abläufe einbringen: Eine Aktion unter dem Namen «Martha’s Rule» zeigt unerwartete Erfolge bei Sicherheit und Qualität. Jetzt wird die Idee auch in der Schweiz geprüft.

Vom gleichen Autor

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

Privatklinik Aadorf: Führungswechsel nach 17 Jahren

Die Privatklinik Aadorf bekommt einen neuen Leiter: Michael Braunschweig tritt die Nachfolge von Stephan N. Trier an.

image

Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.