Bei der Verwendung von Antibiotika gibt es einen grossen Geschlechtergraben: Insgesamt haben Frauen eine um 27 Prozent höhere (statistische) Wahrscheinlichkeit, dass sie einmal im Leben ein Antibiotikum verschrieben bekommen.
Dies besagt eine Metastudie, welche die Daten aus 10 Ländern bündelt; insgesamt erfassten die zugrundeliegenden Untersuchungen über 44 Millionen Menschen. Infektiologen und Statistiker aus Freiburg, Tübingen und Schweden fanden dabei heraus, dass in der Altersgruppe zwischen 35 und 54 um satte 40 Prozent mehr Antibiotika an Frauen denn an Männer verschrieben werden.
Auch bei den jüngeren Menschen zwischen 16 und 34 Jahren war die Menge der Antibiotika (Cephalosporine, Makrolidantibiotika), die an Frauen verschrieben wurden, signifikant höher – nämlich um 36 Prozent.
Konkrete Gründe gibt das deutsch-schwedische Forscherteam nicht an: Zu bedenken sei, dass sich hier mehrere Faktoren zusammenfinden dürften – die Häufigkeit von Arztbesuchen, Unterschiede im Immunsystem, aber auch gewisse Verschreibungs-Stile, die bei den Ärzten selber zu finden sein könnten.
Offensichtlich ist jedenfalls, dass das Thema der Über- und Falschverwendung von Antibiotika auch ein Gender-Thema ist.
In ihrer Conclusion geben die Autoren denn auch zu bedenken, dass weitere Studien benötigt werden, welche neben den Ursachen für diesen Geschlechter-Graben auch unterschiedliche Reaktionen auf die Antibiotika erforschen – und dabei insbesondere in der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen.