Sport ist gesund. Bei dieser Selbstverständlichkeit wird aber gern eine wichtige Frage ausgeklammert, nämlich: Welcher Sport ist wie sehr gesund?
Ein Team von Sport- und Präventionsmedizinern mehrerer Universitäten von Tampere, Wien und Oxford bis Sydney gingen diesem Punkt jetzt nach. Dafür sezierten sie die Daten von 80'300 Erwachsenen im Durchschnittalter von 52.
Die Testfrage lautete: Was unterscheidet – beispielsweise – die Lebenserwartung des Badmington-Freundes von der Aerobic-Engagierten? Und lebt der Freizeit-Fussballer etwa etwas länger?
Danach untersuchte das internationale Team die Gesundheits-Surveys, die zwischen 1994 und 2008 in England und Schottland durchgeführt worden waren. Dort waren die Personen jeweils auch gefragt worden, welche Sportarten und Freizeit-Aktivitäten sie in den letzten vier Wochen durchgeführt hatten.
Die erfassten Aktionen reichten von intensiver Gartenarbeit bis zu intensivem Sport. Über durchschnittlich 9 Jahre verfolgten die Wissenschaftler nun das Leben beziehungsweise Überleben der ursprünglich erfassten Menschen; insgesamt 8'790 verstarben im beobachteten Zeitraum, wobei 1'909 entweder einen tödlichen Herzvorfall oder Hirnschlag erlitten.
Tennis vor Schwimmen vor Aerobic
Wer schnitt am besten ab? Am höchsten waren die Überlebensraten bei den Sportarten mit Rackets: Wer Badmington, Squash oder Tennis spielte, hatte rein statistisch eine um 47 Prozent höhere Überlebenschance als jene Menschen, die laut der Befragung zuvor überhaupt keinen Sport betrieben hatten.
Bei den Schwimmern waren die statistischen Chancen um 28 Prozent höher, bei den Aerobic-Anwendern um 27 Prozent und bei den Radfahrern um 15 Prozent.
Interessanterweise liessen sich keine solchen Verhältnisse für Jogger festmachen – auch nicht für Fussball- und Rugby-Spieler.
Das Null-Ergebnis beim Fussball
Eine genauere Wirkung wurde dann in einem zweiten Schritt feststellbar, nämlich als die Forscher konkreter den Opfern von Herzerkrankungen und Hirnschlägen nachgingen. Wer einen Racket-Sport spielte, so das Resultat, hatte ein um 56 Prozent tieferes Risiko. Die Schwimmer erlitten statistisch 41 Prozent seltener einer der genannten Erkrankungen, und bei den Aerobic-Sportlern lag das Risiko um 36 Prozent tiefer; auch hier im Vergleich zu jenen Personen, die angaben, überhaupt keinen Sport zu betreiben.
Doch wiederum kam es bereinigt zu einem Null-Ergebnis bei den Fussballern, bei den Joggern und – diesmal – bei den Radfahrern: Wer diese Sportarten betrieb, hatte kein signifikant tieferes Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung. Was war da los?
Entscheidend war wohl, dass dieses Null-Ergebnis nach Berücksichtigung aller denkbaren verfälschenden Effekte herauskam. Ein Aspekt bei Fussball, Joggern und Radfahrern: Diese Gruppe war jeweils signifikant jünger. So dass sich die womöglich positiven Wirkungen der Sportarten noch nicht so deutlich in der Statistik niederschlugen – da sie eben erst in einem höheren Alter greifbar werden.
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass es nicht nur darauf ankommt, wieviel Sport jemand treibt. «Sondern es macht auch einen Unterschied, welche Sportart jemand wählt», fasst Emmanuel Stamatakis die Daten zusammen; er ist Assistenzprofessor in Sydney und einer der leitenden Autoren.
Intervalltraining plus soziales Element
Interessant nun die Frage, weshalb ausgerechnet Tennis, Squash & Co. so stark abschnitten. Eine Vermutung von Stamatakis: «Charakteristisch sind hier sehr kurze Spitzen von intensiver Aktivität. Auf gewisse Weise kopiert man hier ein sehr intensives Intervalltraining», sagte der ausgebildete
Sportpsychologe zum australischen Magazin «The Age».
«Dies könnte ein Hauptgrund sein. Und bei den Racket-Sportarten gibt es auch ein Element der sozialen Interaktion, welches sich ebenfalls positiv auswirken könnte.»