Wer länger arbeitet, geht häufiger zum Arzt

Wenn die Arbeitszeit um mindestens eine Stunde pro Woche steigt, so müssen viele Menschen häufiger zum Arzt. Dies zeigt eine grosse Studie aus Deutschland.

, 17. Januar 2019 um 09:36
image
  • praxis
  • ärzte
  • forschung
Eine Studie hat den Zusammenhang zwischen einer steigenden wöchentlichen Arbeitszeit und den Folgen für die Gesundheit untersucht. Das Fazit: Steigt die wöchentliche Arbeitszeit auch nur um eine Stunde, kann das den Menschen zu schaffen machen.
Denn dies reiche aus, dass Arbeitnehmer ihre eigene Gesundheit schlechter bewerten und deutlich häufiger zum Arzt gehen. Die Studie wurde von Forschern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg verfasst.

Frauen und Familien betroffen

Die selbst eingeschätzte Gesundheit der Befragten sank dabei um zwei Prozent, während die Anzahl der Arztbesuche um 13 Prozent stieg. Besonders betroffen waren Frauen sowie Familien mit jungen Kindern. Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass in die Studie ausschliesslich Daten von Arbeitnehmern einflossen, die im öffentlichen Dienst angestellt oder als Beamte tätig waren.
Cygan-Rehm K. & Wunder C. «Do working hours affect health? Evidence from statutory workweek regulations in Germany», in: «Labour Economics». 
«Das Nachweisen eines ursächlichen Einflusses einer längeren Arbeitszeit auf die Gesundheit ist empirisch sehr schwierig», erklärt Studienautorin Cygan-Rehm. Der Grund: Man muss unbeobachtete Faktoren, wie beispielsweise innere Motivation, ausschliessen. Diese könnten sowohl zu längeren Arbeitszeiten als auch zur besseren Gesundheit führen und somit den direkten kausalen Effekt verzerren.

12'000 Haushalte beobachtet

Die Forscher werteten für die Erhebung Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 1985 bis 2014 aus. Dabei handelt es sich um die grösste und am längsten laufende Langzeitstudie, bei der seit mehr als 30 Jahren über 12'000 Privathaushalte in regelmässigen Abständen zu ihren Lebensumständen befragt werden.

  • Forscher untersuchen Auswirkung von steigender wöchentlicher Arbeitszeit

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

ETH Zürich: Mikroroboter bringt Medikamente direkt ins Gehirn

ETH-Forschende haben einen magnetisch steuerbaren Mikroroboter entwickelt, der auch in komplexe Gefässstrukturen vordringt. Das System bringt Medikamente präzise an den Zielort – und löst sich danach auf.

image

Ein Oensinger Gesundheitszentrum betreibt den ersten «Medicomat» in der Schweiz

Das Gerät im Vitasphère-Gesundheitszentrum funktioniert wie ein Getränkeautomat. Doch statt Flaschen gibt der Automat rund um die Uhr Medikamente heraus.

image

Swiss Bridge Award 2025 geht an Krebsforschende aus Zürich und Berlin

Andreas Moor (ETH Zürich) und Inmaculada Martínez Reyes (DKFZ/Charité Berlin) erhalten je 250’000 Franken für ihre Arbeiten an zielgerichteten Krebstherapien – von «smarten» Proteinmolekülen bis zu personalisierten Immunzellen.

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Empa-Forschende entwickeln selbsthaftende künstliche Hornhaut

Forschende der Empa und der Universität Zürich haben eine künstliche Hornhaut entwickelt, die künftig Spendergewebe ersetzen könnte.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.