Warum ein Arztbesuch am Morgen vielleicht effektiver ist

Hausärzte empfehlen ihren Patienten am Morgen häufiger als am Abend einen Test zur Brust- oder Darmkrebsvorsorge. Dies zeigt eine Studie mit über 52'000 Patienten.

, 14. Mai 2019 um 05:00
image
  • praxis
  • vorsorge
image
Brustkrebs-Screening: Entwicklung im Tagesverlauf. «Jama Network Open»
Zwischen acht und neun Uhr morgens verschreiben Hausärzte bei zwei Drittel ihrer Patientinnen eine Brustkrebsuntersuchung. Abends um fünf Uhr bekommen dann nicht einmal mehr die Hälfte ein Screening wie etwa eine Mammographie verordnet. Dies geht aus einer Datenanalyse hervor, die ein Forscherteam um die Wharton School der Universität Pennsylvania durchgeführt hat.
Ähnliche Unterschiede sind bei möglichen Darmkrebspatienten zu beobachten. Hier werden Vorsorgeuntersuchungen wie etwa Koloskopien oder Tests auf okkultes Blut im Stuhl bei über einem Drittel der 8-Uhr-Patienten angeordnet. Bei Patienten, die den Arzt um 17.00 Uhr oder später aufsuchen, beschränkt sich das Screening auf knapp einen Viertel.
image
Darmkrebs-Screening: Entwicklung im Tagesverlauf. «Jama Network Open»

Müdigkeit und Termindruck als mögliche Gründe

Nach den Mittagspausen beobachteten die Studienautoren jeweils einen kurzen Anstieg der empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen. Doch dann sanken die Raten erneut. In der in der Fachzeitschrift «Jama Network Open» veröffentlichten Studie wurden Daten aus mehr als 30 Hausarztpraxen mit über 52'000 Patienten untersucht.
Die Wissenschaftler führen diese Schwankungen zum Teil auf eine «Entscheidungsmüdigkeit» zurück. Ein weiterer Grund könne auch sein, dass überlastete Ärzte im Laufe des Tages in Rückstand geraten. «Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir die Tageszeit als wichtigen Faktor zur Verbesserung der Krebsvorsorge berücksichtigen müssen», sagt Studienautorin Esther Hsiang.
Esther Y. Hsiang, Shivan J. Mehta, Dylan S. Small, Charles A. L. Rareshide, Christopher K. Snider, Susan C. Day, Mitesh S. Patel. «Association of Primary Care Clinic Appointment Time With Clinician Ordering and Patient Completion of Breast and Colorectal Cancer Screening», in: «JAMA Network Open». Mai 2019.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So will ein Landwirt die Tarifpartner entmachten

Die Hausärzte und Hausärztinnen sollen per Gesetzesänderung besser gestellt werden, verlangt eine Motion: Die Tarifpartner seien dazu nicht in der Lage.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Deshalb sind Ärzte vor Bundesgericht so erfolgreich

Schon wieder sind die Krankenkassen mit Rückforderungen bei Ärzten vor Bundesgericht abgeblitzt. Das höchste Gericht stützt neu die Ärzte besser.

image

Baulärm und Rechtsstreit: Praxis-Aus in Ebikon

Nach sieben Jahren schliesst das Medcenter in der «Mall of Switzerland». Ein Konkursverfahren ist bereits eingeleitet.

image

Heimarzt-Besuche: Krankenkassen kritisieren Weg- und Wechsel-Entschädigungen

Das SRF-Konsumentenmagazin «Kassensturz» prangert hohe Wegentschädigungen von Heimarztbesuchen an. Die betroffene Firma Emeda verteidigt ihr Abrechnungsmodell, hat aber Anpassungen vorgenommen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.