Unispital handelte im Fall Maisano wohl zu voreilig

Ein Sturm im Wasserglas? Die Vorwürfe gegen den Herzchirurgen Francesco Maisano haben sich in Luft aufgelöst.

, 1. März 2021 um 07:23
image
Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich hat das Strafverfahren gegen Francesco Maisano eingestellt. Der Vorwurf der Urkundenfälschung und Datenbeschädigung gegen den ehemaligen Leiter der Zürcher Herzchirurgie hat sich nicht bestätigt, wie der «Sonntags Blick» gestützt auf die Einstellungsverfügung berichtet.
Das Universitätsspital Zürich (USZ) warf dem bekannten Herzchirurgen vor, während seiner Beurlaubung auf das interne Computer-System zugegriffen und Akten manipuliert zu haben. Das Spital reichte im August 2020 medienwirksam eine Strafanzeige gegen ihn ein. Maisano wurde erst Mitte November erstmals mit den konkreten Vorwürfen konfrontiert. 

Unispital rechtfertigt sich

Francesco Maisano habe auf die Akten zugreifen müssen, um seine Stellungnahme vor dem Hintergrund der «Whistleblower-Affäre» vorzubereiten. Es habe sich um ein «explizit angefordertes» Dokument der Anwaltskanzlei Walder Wyss gehandelt, steht in der Einstellungsverfügung der Strafverfolgungsbehörde. 
Ein klärendes Gespräch mit dem inzwischen abgetretenen Herzchirurgen hätte wohl genügt, um den Sachverhalt innert kürzester Zeit aufzuklären. Das USZ rechtfertigt sich gegenüber der Zeitung, es sei gesetzlich verpflichtet, «strafbare Handlungen anzuzeigen, wenn ein hinreichender Anfangsverdacht besteht».  
Der Entscheid ist rechtskräftig. Maisano erhält eine Entschädigung von gut 7'000 Franken. Trotzdem: Sein hervorragender Ruf und seine Existenz wurden durch die mediale Vorverurteilung fast vollständig zerstört. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.