Unispital eröffnet Untersuchung gegen Chefarzt

Das Universitätsspital Zürich (USZ) will die Vorgänge um Gynäkologie-Chefarzt Daniel Fink nun extern prüfen lassen.

, 9. März 2020 um 07:04
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Gegen Daniel Fink, den Chefarzt und Direktor der gynäkologischen Klinik am Zürcher Unispital (USZ), läuft eine Untersuchung. Angeordnet von der Direktion des Spitals, wie die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagte.
Anlass ist ein Bericht in der NZZaS von vergangener Woche. Demnach soll sich Daniel Fink über Jahre systematisch für Operationen eintragen lassen, die gleichzeitig stattfinden, wie aus den Operationsplänen hervorgeht. Im Extremfall, so die Zeitung, hätte Fink an bis zu vier Orten gleichzeitig sein müssen - zum Teil in verschiedenen Gebäuden.

Jeweils nur für einige Minuten im OP

Aus­geführt haben die Eingriffe aber massgeblich andere Ärzte. Quellen versichern gegenüber der NZZaS, dass Fink jeweils nur für wenige Minuten im Operationssaal gewesen sei. Und er habe meistens nicht aktiv ins Geschehen eingegriffen. Fink selber sagt, er führe bei allen Eingriffen die entscheidenden Operationsschritte selbst aus und wechsle bei gleichzeitig stattfindenden Operationen zwischen den Sälen hin und her.
Die nun angeordnete Untersuchung von externen Experten soll unter anderem jetzt klären, ob es zu Unregelmässigkeiten gekommen ist. Die Spitaldirektion wolle sicherstellen, «dass sämtliche Regelungen, Guidelines, Qualitätsstandards und Governance-Vorgaben umfassend eingehalten wurden». Sollten Unregelmässigkeiten festgestellt werden, wird das USZ laut Spitalpräsident Martin Waser Massnahmen ergreifen.

Möglichst viel Geld abzweigen

Seit der Publikation haben sich bei der Zeitung gegenwärtige und ehemalige Angestellte des USZ gemeldet und den geschilderten Sachverhalt bestätigt, berichtet die NZZaS weiter. Das Vorgehen von Fink sei seit mindestens zehn Jahren allen Angestellten in der Gynäkologie und in anderen Kliniken des Spitals bekannt und werde schweigend toleriert, sagen die Personen.
Chefärzte von anderen Spitälern erachten das Vorgehen angesichts der vorliegenden Operationspläne allerdings als praktisch unmöglich. Eine mögliche Erklärung eines solchen Verhaltens ist laut der Zeitung, dass der Operateur möglichst viel Geld für sich abzweigen wolle. Die untersuchten Operationen betreffen privat oder halbprivat Versicherte.

Fall einer Zürcher Unternehmerin 

Auf die unübliche Praxis in der Klinik für Gynäkologie weist laut der NZZaS auch ein Fall einer privat versicherten Patientin hin. Eine Frau, Unternehmerin und FDP-Politikerin aus dem Kanton Zürich, wollte von ihrem bisherigen Arzt – einem Arzt der Klinik – operiert werden. Das Sekretariat von Daniel Fink habe ihr aber mitgeteilt, dass sie von Fink operiert werden müsse. Dies, weil sie privat versichert sei.
Als sie das abgelehnt habe, habe man ihr mitgeteilt, dass in diesem Fall kein Operationstermin verfügbar sei, sagt die Frau gegenüber der Zeitung. «Ich ging davon aus, dass ich als Privatversicherte wählen kann, wer mich operiert. Diese Entscheidung ist mir vorenthalten worden.» Schliesslich musste sie in eine Operation durch Fink einwilligen. Das USZ und auch Fink wollten zu diesem Fall wegen des Arzt- und Patientengeheimnisses gegenüber der Zeitung keine Stellung nehmen.
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