Übersterblichkeit in der Schweiz ist vorerst gestoppt

In der Schweiz sterben kaum noch mehr Menschen als üblich. Die steil gestiegene Kurve der Todesfallzahlen verläuft wieder nahezu wie vor Covid-19.

, 6. Mai 2020 um 12:21
image
  • statistik
  • coronavirus
  • ärzte
So schnell wie die Sterbezahlen in der Schweiz Ende März angestiegen sind, so schnell sinken sie nun wieder. Die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen, dass die Schweiz die tödlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sehr rasch und wirksam bremsen konnte.

Fast wieder normale Werte

Innert nur fünf Wochen gelang es der Schweiz die so genannte «Übersterblichkeit» wieder auf normale Werte zurückzubringen. Das heisst konkret: Normalerweise würden Ende April im Verlauf einer Woche zwischen 1000 und 1200 Menschen über 65 Jahren sterben. Effektiv starben nur wenig mehr als 1200.
Ganz anders sah es drei Wochen zuvor aus: Damals erreichte die Sterblichkeit bei den älteren Menschen einen Höchststand: Über 500 Menschen mehr als im erwarteten Durchschnitt starben damals. Kaum betroffen vom Virus war die Sterblichkeit bei den Unter-65-Jährigen. In dieser Alterskategorie ist die Sterblichkeit derzeit nur ganz leicht erhöht, wie im unteren Teil der Grafik ersichtlich ist.

Italien und Grossbritannien mussten erst die Zahlen zusammentragen

In Italien und in Grossbritannien sind solche Statistiken zur Übersterblichkeit erst in jüngster Zeit bekannt geworden. Während die Schweiz schon seit Jahren jede Woche vergleicht, wie sich die Zahl der Todesfälle im Vergleich zu einem erwarteten Durchschnitt entwickelt, konnte etwa in Italien erst mit einer Studie festgestellt werden, wie sich die Zahl der Todesfälle während Covid-19 verändert hat.
Dabei zeigte sich, dass in diesen Ländern vermutlich viel mehr Menschen am Virus gestorben sind als offiziell registriert wurde. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um Personen, die zuhause oder im Altersheim starben, ohne dass sie auf das Virus getestet wurden.

Keine versteckten Corona-Toten in der Schweiz

In der Schweiz gibt es vermutlich keine oder nur eine geringe Dunkelziffer. Offenbar wird hierzulande deutlich intensiver und strikter getestet. Die offizielle Zahl der Gestorbenen, die zuvor positiv auf das Virus getestet worden sind, liegt derzeit bei gut 1400. Das entspricht ziemlich genau der «Übersterblichkeit» in den letzten Wochen, also jener Zahl, die über der durchschnittlichen Menge der Todesfälle liegt.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Schauen Sie genau, wen Sie heiraten – das meine ich ernst.»

Seilschaften, starre Regeln und intransparente Gehälter bremsen Frauen auf dem Weg zur Chefarztposition. Rückhalt daheim ist entscheidend – und Teilzeit ist problematisch: Das sagt Susanne Renaud, Chefärztin Neurologie am Spital Neuenburg.

image

«Als Arzt nach Deutschland – warum nicht?»

Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

Zwei neue Ärztinnen in Hasliberg

Ab 1. Mai 2025 verstärken Dr. med. Stefanie Zahner-Ulrich und Dr. med. (SRB) Sonja Krcum Cvitic das Team der Rehaklinik Hasliberg. Mit ihren fundierten Erfahrungen in Allgemeiner Innerer Medizin bzw. Physikalische Medizin und Rehabilitation erweitern sie gezielt die medizinische Kompetenz der Klinik

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

image

Münchner Arzt vor Gericht wegen Sex während Darmspiegelung

Ein Arzt soll während Koloskopien 19 Patientinnen sexuell missbraucht haben. Er sagt, die Vorwürfe seien erfunden und eine Intrige.

image

Pflege- und Ärztemangel: Rekordwerte bei offenen Stellen

Die Gesundheitsbranche bleibt führend bei der Suche nach Fachkräften. Laut dem neuen Jobradar steigen die Vakanzen in mehreren Berufen wieder – entgegen dem allgemeinen Trend auf dem Arbeitsmarkt.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.