Telemedizin hilft auch bei Depressionen

Beratungs- und Trainingsprogramme im Internet können Depressionen effizient lindern. Dies untermauert eine Studie von Deutschlands grösster Krankenkasse.

, 14. Juni 2017 um 10:27
image
  • psychiatrie
  • forschung
  • trends
In einem gemeinsamen Projekt mit der Freien Universität Berlin bietet die Techniker Krankenkasse den «Depressions-Coach» an. Das Programm richtet sich an Menschen mit leichten bis mittelschweren Depressionen. In sieben Modulen informieren sich die Teilnehmer zu ihrem Krankheitsbild und lernen durch Übungen, besser damit umzugehen. Dabei werden sie von einem Psychologen begleitet.
Nun untersuchte die TK die Entwicklungen und Ergebnisse des Programms – und heraus kam, dass dabei nicht nur die depressiven Symptome seltener wurden, sondern auch Begleitumstände wie Angst und Grübeln. Die erzielten Fortschritte blieben auch drei, sechs und zwölf Monate nach Programmende stabil.


Im Schnitt verbesserten sich die depressiven Symptome von einem mittleren Schweregrad auf einen klinisch nicht mehr bedeutsamen Wert. «Für leicht- bis mittelschwere Depressionen zeigt der Online-Coach vergleichbare Effekte wie die konventionelle Sprechzimmertherapie», sagt die Studienleiterin Christine Knaevelsrud; sie ist Psychologin an der FU Berlin.
Auch kam es dank der «Tele-Betreuung» zu weniger Krankschreibungen und Fehltagen, so die Aussagen der Betroffenen. 84 Prozent der 1'089 Probanden äusserten sich zufrieden mit dem Depressions-Coach.


Die Techniker Krankenkasse will nun die Qualität von E-Mental-Health-Angeboten steigern und mehr Betroffene darauf aufmerksam machen. Erhofft wird, dass dereinst eine Online-Therapie selbst für schwere Diagnosen denkbar wird. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Stefan Lichtensteiger wird CEO der Winterthurer Psychiatrie

Nach einem halben Jahr als zwischenzeitlicher Direktor ist er definitiv ernannt worden: Der ehemalige Chef des St. Galler Kantonsspitals leitet nun die IPW.

image

KSB gewinnt PR-Bild-Award 2025

Das Kantonsspital Baden hat beim PR-Bild-Award 2025 in Berlin die Kategorie «Moments & Products» gewonnen.

image

Neue Allianz für mentale Gesundheit

Der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden (SVAR) und der Krankenversicherer CSS lancieren gemeinsam ein neues Angebot im Bereich der integrierten Versorgung.

image

Patienten wollen mehr mitreden – und gründen Dachorganisation

Ein neuer Verein soll Patienten und Patientinnen mehr an der Entwicklung des Gesundheitswesens beteiligen. Die Schweiz hinke nach, heisst es bei Swiss PPIE Network.

image

Was unsere Fingernägel über unsere Ernährung verraten

Eine Studie der Hochschule Fulda zeigt erstmals im Detail, wie zuverlässig Mineralstoffmuster in Nägeln den Ernährungsstil abbilden können.

image

Die meistzitierten Medizin-Forscher in der Schweiz

Besonders in Onkologie, Immunologie und Pharmakologie finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz weltweit Beachtung.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.