Tarmed: Walliser Ärzte verlangen, dass zuerst sauber analysiert wird

Der geplante Tarifeingriff wäre für den Kanton «verheerend», urteilt die VSÄG. Und vor allem gründe er auf schwachen Daten.

, 12. Juni 2017 um 14:49
image
  • tarmed
  • praxis
Die Walliser Ärzte spüren den Tarifeingriff bereits heute: So jedenfalls sieht es die Ärztegesellschaft des Kantons VSÄG. Sie geht davon aus, dass die Weigerung der Versicherer, den Walliser Tarmex-Taxpunktwert anzuheben, eine direkte Auswirkung des angekündigten Tarifpakets von Alain Berset ist.
Ohnehin zielen die Walliser Ärzte in einer heute versandten Stellungnahme zum Tarmed-Eingriff stark gegen die Versicherer: Die Kassen verfolgten systematisch das Ziel, die Kosten bei allen medizinischen und paramedizinischen Leistungserbringern zu senken, ohne die Zunahme der Gestehungskosten und weitere kostentreibende Faktoren zu berücksichtigen.

Das relative Schreckgespenst

Mit diesem «Kostensenkungs-Tunnelblick» gefährdeten sie aber das Gesundheitssystem; und das Problem sei, dass Parlament und Bundesrat im selben Boot sitzen. Dabei beruhten die enetsprechenden Analysen auf unzuverlässigen Daten. «Wer die Statistiken seriös studiert, wird schnell feststellen, dass das Schreckgespenst „Kostenexplosion“ relativiert werden muss», kommentiert die VSÄG: «Es sind nicht die Gesundheitskosten, die explodieren (diese steigen nämlich seit 20 Jahren linear an), sondern die Krankenkassenprämien!»
Die Auswirkungen der nun geplanten Tarmed-Senkungen und –Umschichtungen für das Wallis wären «verheerend», urteilen die Ärzte also: Mit solchen Tarifen werde man es kaum noch schaffen, neue Ärzte in den Kanton zu holen.

«Seriös, kohärent, umfassend»

Grundsätzlich lehnt die VSÄG die von Gesundheitsminister Alain Berset vorgeschlagenen Massnahmen also konsequent ab. Erst müssten mal die Gründe für die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen «seriös, kohärent und umfassend analysiert werden». Dazu gehöre, dass man Faktoren wie die demografischen und epidemiologischen Veränderungen, den medizinischen Fortschritt und die politischen Entscheide berücksichtigt. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

H+ schlägt Alarm: 25 Prozent Unterfinanzierung im ambulanten Bereich

Das zeigt eine Auswertung des Vereins Spitalbenchmark. Der Spitalverband fordert deshalb sofortige Tarifanpassungen.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Deshalb sind Ärzte vor Bundesgericht so erfolgreich

Schon wieder sind die Krankenkassen mit Rückforderungen bei Ärzten vor Bundesgericht abgeblitzt. Das höchste Gericht stützt neu die Ärzte besser.

image

Baulärm und Rechtsstreit: Praxis-Aus in Ebikon

Nach sieben Jahren schliesst das Medcenter in der «Mall of Switzerland». Ein Konkursverfahren ist bereits eingeleitet.

image

Heimarzt-Besuche: Krankenkassen kritisieren Weg- und Wechsel-Entschädigungen

Das SRF-Konsumentenmagazin «Kassensturz» prangert hohe Wegentschädigungen von Heimarztbesuchen an. Die betroffene Firma Emeda verteidigt ihr Abrechnungsmodell, hat aber Anpassungen vorgenommen.

image

Nachfolge gesucht: MPA-Team schreibt Arztstelle aus

In Münsingen läuft es für einmal umgekehrt: Medizinische Praxisassistentinnen suchen Ärzte – um gemeinsam eine Praxis weiterzuführen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.