Tarmed: Spezialisten könnten bis 18 Prozent des Umsatzes verlieren

Der Versichererverband Curafutura rechnet wie Alain Berset: Mit dem geplanten Ärztetarif könnten rund 700 Millionen Franken eingespart werden.

, 22. Mai 2017 um 08:55
image
  • tarmed
  • praxis
Curafutura stellt sich hinter das Tarmed-Programm des Bundesrates: Es sei «umsetzbar, ohne die Versorgung der Patienten zu gefährden». Der Verband von CSS, Helsana, KPT und Sanitas übernimmt dabei auch die Zahl, welche Gesundheitsminister Alain Berset bei der Präsentation des Tarmed-Eingriffs nannte: Rund 700 Millionen könnten mit dem Paket eingespart werden.
«Die Prämienrunde 2018 kann so um zwei Prozentpunkte gedämpft werden», rechnen die Curafutura-Tarifspezialisten vor.

«Kreative Kompensationsmassnahmen»

Bedingung sei allerdings, dass die Ärzte und Spitäler den Tarifeingriff nicht mit «kreativen Kompensationsmassnahmen» umgehen. 
«Die Korrekturen zielen auf die allen bekannten Übertarifierungen in Spezialisten-Fachgebieten», sagt Direktor Pius Zängerle: «Die Grundleistungen und das Patientengespräch werden dagegen aufgewertet.» Deshalb unterstütze Curafutura das Projekt.
Konkret kommen die Kassen-Vertreter zu folgenden Einsichten:

  • Die Grundversorger – Haus- und Kinderärzte – dürften nach dem Tarifeingriff mit einem leichten Plus im tiefen einstelligen Bereich rechnen.
  • Bei den Spezialärzten ergeben sich wegen der Neubewertung der Taxpunkte ein Rückgang um durchschnittlich 5,6 Prozent.

Im Extrem, also bei vereinzelten Spezialisten, werde der Umsatz bis zu 18 Prozent abnehmen.
Allerdings schränkt Curafutura ein, dass ein abschliessendes Urteil schwierig ist, zumal sich das Abrechnungsverhalten ja ändern kann.

Tarifstruktur soll online abrufbar sein

Der Eingriff schaffe jedenfalls eine verbesserte Abrechnungstransparenz für die Patienten und präzisiere längst überholte Regeln. So würden bei techniklastigen Arztleistungen gewisse Effizienzsteigerungen und kürzere Eingriffsdauern berücksichtigt.
Bei dieser Gelegenheit verlangt Curafutura auch, dass die Tarifstruktur online für jedermann abrufbar wird – so wie das früher üblich war. Auch sollten die Leistungserbringer den Patienten die Kopie der elektronischen Rechnung unaufgefordert zustellen: «Heute entziehen sich Ärzte und Spitäler zunehmend dieser gesetzlichen Pflicht», so der Vorwurf.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Arzt sein mit Sinn – das ist Medbase.

Der ärztliche Beruf verändert sich – und mit ihm die Erwartungen. Viele Ärztinnen und Ärzte suchen heute mehr als nur eine Anstellung: Sie suchen Wirksamkeit, Gestaltungsspielraum und ein Umfeld, das ihre Werte teilt.

image

Für die Zweitmeinung zu Dr. KI? Kein Problem.

Die meisten Menschen können sich vorstellen, medizinischen Rat bei einem Chatbot zu holen. Und eine klare Mehrheit findet, dass die Ärzte KI-Unterstützung haben sollten. Dies besagt eine Erhebung in Deutschland.

image

Hoher Blutdruck? Setzt auf die Apotheker!

Eine Metastudie ging der Frage nach, welche medizinischen Fachleute die nachhaltigste Verbesserung bei Hypertonie-Patienten erreichen.

image

Verurteilt, Zulassung gestrichen – aber immer noch Arzt in Freiburg

Der Fall eines verurteilten Arztes zeigt die Lücken im System auf: Informationen zwischen den Kantonen gehen verloren – und sie gelangen nicht über die Landesgrenzen.

image

Eine Börse für Praxis-Stellvertretungen

Die Jungen Haus- und KinderärztInnen Schweiz JHaS entwickelten eine Plattform, die erstens jungen Medizinern und zweitens Niedergelassenen helfen soll.

image

Wenn der Patient nicht zum Arzttermin erscheint

Was in Restaurants schon lange ein Problem ist, thematisieren zusehends auch die Arztpraxen – sogenannte «No Shows».

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.