Tarmed: «Mich erinnert das Ganze an Kindererziehung»

SAMW-Präsident Daniel Scheidegger las der Ärzteschaft jetzt per Zeitungs-Interview recht deutlich die Leviten.

, 3. Juli 2017 um 09:20
image
  • tarmed
  • praxis
Im Hin und Her um den Tarmed-Eingriff nahm jetzt ein Mediziner Stellung – und er tat das für einmal auf der Seite von Gesundheitsminister Alain Berset. Oder zumindest zeigte er viel Verständnis für den Bundesrat. Es ist Daniel Scheidegger, Präsident der Akademie der Medizinischen Wissenschaften SAMW und bis 2013 Vorsteher des Departements Anästhesie und Intensivmedizin am Unispital Basel.
In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» meinte Scheidegger zwar einleitend: «Ich verstehe die Kritik der Ärzte, dass der Bund, konkret Bundesrat Berset und das zuständige Bundesamt für Gesundheit, die Tarifgestaltung fachlich nicht beherrscht». Jedoch: «Ich verstehe aber nicht, warum die Ärzte vorher selbst keine Lösung fanden. Sie hatten sechs oder sieben Jahre Zeit, sich untereinander zu einigen. Mich erinnert das Ganze an Kindererziehung. So gehe ich mit meinen beiden Enkeln um. Wenn beide einverstanden sind, dass wir in den Basler Zolli gehen, funktioniert es. Wenn aber jeder etwas anderes will, entscheide ich. In dieser Rolle ist zurzeit Bundesrat Berset.»
Es sei erstaunlich, dass die Ärzteschaft nach dem Tarifeingriff von 2014 nicht erwacht sei: «Lösen können das Problem nur die beiden Tarifpartner, die Ärzteschaft und die Krankenversicherer. Wenn sich die Partner nicht einigen können, ist das ein Armutszeugnis für beide Seiten.»

  • «Dass wir noch höhere Prämien zahlen, ist unrealistisch»: Das ganze Interview findet sich in «Tages-Anzeiger» oder «Basler Zeitung» online.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Esther Wiesendanger

Da sind steigende Gesundheitskosten ja nur logisch

Getrennte Apotheken in Gruppenpraxen, Impfverbote in der Pflege, teure Zusatzkontrollen: Groteske Behörden- und Kassenentscheide lähmen die Versorgung. Sind wir Ärzte eigentlich Komiker?

image

Arzt sein mit Sinn – das ist Medbase.

Der ärztliche Beruf verändert sich – und mit ihm die Erwartungen. Viele Ärztinnen und Ärzte suchen heute mehr als nur eine Anstellung: Sie suchen Wirksamkeit, Gestaltungsspielraum und ein Umfeld, das ihre Werte teilt.

image

Für die Zweitmeinung zu Dr. KI? Kein Problem.

Die meisten Menschen können sich vorstellen, medizinischen Rat bei einem Chatbot zu holen. Und eine klare Mehrheit findet, dass die Ärzte KI-Unterstützung haben sollten. Dies besagt eine Erhebung in Deutschland.

image

Hoher Blutdruck? Setzt auf die Apotheker!

Eine Metastudie ging der Frage nach, welche medizinischen Fachleute die nachhaltigste Verbesserung bei Hypertonie-Patienten erreichen.

image

Verurteilt, Zulassung gestrichen – aber immer noch Arzt in Freiburg

Der Fall eines verurteilten Arztes zeigt die Lücken im System auf: Informationen zwischen den Kantonen gehen verloren – und sie gelangen nicht über die Landesgrenzen.

image

Eine Börse für Praxis-Stellvertretungen

Die Jungen Haus- und KinderärztInnen Schweiz JHaS entwickelten eine Plattform, die erstens jungen Medizinern und zweitens Niedergelassenen helfen soll.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.