Eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat untersucht, wie sich digitale Technologien auf die Mitarbeitenden in deutschen Spitälern auswirken. Die Entwicklung ist aus Sicht der Beschäftigen zweischneidig, wie die Gesundheits- und Sozialwissenschaftler vom Institut Arbeit und Technik
(IAT) schreiben.
Demnach entlaste die Digitalisierung einerseits die Arbeit im Spital, andererseits führe der technologische Wandel zu mehr Zeitdruck und Unterbrechung, so ein Resultat der Erhebung. Ein Drittel der Befragten beklagt etwa mehr Hetze und Leistungsdruck, die Mehrheit muss öfter mehrere Aufgaben parallel erledigen. Und je ein Viertel fühlt sich bei der Arbeit häufiger gestört oder am Arbeitsplatz stärker kontrolliert.
Christoph Bräutigam et al.: «Digitalisierung im Krankenhaus. Mehr Technik – bessere Arbeit», Studie Nr. 364, Dezember 2017, Hans Böckler Stiftung Bei der Kommunikation hapert es
Ein Hauptkritikpunkt aus Sicht der befragten Mitarbeitenden betrifft die mangelnde Kommunikation: Vielfach würden die neuen Techniken eingeführt, ohne die Beschäftigten zu beteiligen. Weniger als 30 Prozent der Arbeitnehmer fühlen sich rechtzeitig und umfassend informiert, wenn es um digitale Neuerungen geht.
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, durchgeführt zwischen Juni und Oktober 2016. Mehr als 500 Pflegekräfte, knapp 40 Ärzte und rund 100 weitere Spitalmitarbeitende haben daran teilgenommen. Obwohl die Befragung nicht repräsentativ ist, ermöglicht sie einen Einblick in den Digitalisierungsalltag deutscher Spitäler.
Weitere Ergebnisse:
- Generell befürchten mit zwei Prozent nur die wenigsten Befragten, selbst überflüssig zu werden.
- Drei Viertel der Befragten bestätigen, dass das Aufgabenspektrum der bestehenden Arbeitsplätze grösser geworden ist.
- Fast 90 Prozent sind an technischen Neuerungen interessiert, die Mehrheit traut sich den Umgang mit den technischen Neuerungen zu. Nur fünf Prozent fühlten sich überfordert.
- Über 70 Prozent der Studienteilnehmer nutzen regelmässig digitale Technik in den Bereichen Kommunikation, Logistik, Management und Personal, Patientenversorgung, Information und Qualifizierung.
- Ein Fünftel der Befragten berichtet, dass in ihrem Spital im Zuge der Digitalisierung Arbeitsplätze weggefallen seien, knapp ein Viertel geht davon aus, dass zusätzliche Stellen entstanden sind.
- Informationen über Patienten werden nach wie vor zu 55 Prozent mündlich ausgetauscht, Dokumentationen erfolgen zu 58 Prozent in Papierform.
- Deutlich verbessert hat sich infolge der Digitalisierung vor allem die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen.