So schlecht verdient das Schweizer Pflegepersonal im internationalen Vergleich

Gemessen am nationalen Durchschnittsverdienst sind die Pflegelöhne in der Schweiz so tief wie praktisch nirgendwo sonst.

, 6. November 2020 um 16:00
image
  • pflege
  • löhne
  • spital
  • lohn
Das Schweizer Pflegepersonal will bessere Arbeitsbedingungen. Daneben will es aber auch bessere Löhne. So lauteten auch die Forderungen der Aktionswoche, mit denen die Pflege Ende Oktober schweizweit auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht hat. Die Lohnforderungen passte nicht allen. Etwa Ruth Humbel. Die CVP-Politikerin ist Präsidentin der nationalrätlichen Gesundheitskommission. Zu den Forderungen der Pflegepersonals sagte sie,  die mit rund einem Dutzend gutbezahlter Posten in der Gesundheitsbranche ausgestattet ist, zum «Tages-Anzeiger»: «So miserabel verdienen die auch nicht». Bei den Betroffenen sorgte die Aussagen für Irritationen.
Eine Studie der OECD zeigt, wie die Schweizer Pflegfachkräfte im internationalen Vergleich lohnmässig  dastehen. Bereits ein Blick auf die in Dollar umgerechneten Löhne zeigt. Ganz vorne ist die Schweiz  nicht anzutreffen. Und dies, obwohl die Lebenshaltungskosten in der Schweiz so hoch sind wie in kaum einem anderen Land. Dies senkt den Reallohn der Schweizer Pflegefachkräfte weiter ab.
image

Schweiz ganz hinten in der Rangliste

Aussagekräftiger ist eine weitere Statistik. Diese vergleicht den an Pflegefachkräfte durchschnittlich bezahlten Lohn mit dem Durchschnittslohn im jeweiligen Land. An der Spitze: Chile, Mexico, Luxemburg und Israel. In diesen Ländern erhält die Pflege 50 bis 80 Prozent mehr als der nationale Durchschnittslohn. Auch in Spanien oder den Niederlanden erhalten die Pflegefachkräfte immer noch das 1,3-fache des Durchschnittlohns. In den 32 Ländern der OECD beträgt der Durschnittwert 1,1. Und in der Schweiz? Die Schweiz liegt ganz hinten in der Tabelle auf dem drittletzten Platz.

image
| OECD

Alles noch schlimmer?

Und eigentlich komme die Schweiz so noch zu gut weg, findet die Berner Sektion des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK: «Kaum eine Pflegefachfrau arbeitet 100 Prozent, da die Erholungszeit bei Schichtarbeit und regelmässiger Überzeit nicht ausreicht.»  So würden viele ihre Pensen reduziert - und verdienten so auch weniger. Die OECD vergleiche aber die Löhne für ein 100-Prozent-Pensum.  Das lasse die Schweizer Löhne im Pflegebereich besser aussehen, als sie seien.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

image

Pflegepersonal ist zufriedener – obwohl es mehr Arbeit hat

Wer redet da dauernd von Notstand? Angestellte in der Pflege äussern sich zunehmend positiv zu ihrer Arbeit. Auch wenn die Belastung steigt.

image

Ist das noch Pflege oder ist es Bildschirmarbeit?

Das Luzerner Kantonsspital investiert in die virtuelle Pflege – in die Patientenbetreuung am Computer. Nicht alle Pflegefachleute freut das.

image

Zürcher Kantonsspitäler: Verbände fordern Nachbesserung

Mit einer Unterschriftensammlung fordern VPOD, SBK und Physioswiss, dass USZ, KSW, PUK und IPW noch einen Teuerungsausgleich gewähren, der den Namen verdient.

image

Kantonsspital Aarau: Einmal-Prämie, aber keine Lohnerhöhung

Das KSA kontert Kritik der Gewerkschaften: Das Personal werde sehr wohl am Erfolg beteiligt – allerdings nicht mit höheren Löhnen.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.