Das Schweizer Pflegepersonal will
bessere Arbeitsbedingungen. Daneben will es aber auch bessere Löhne. So lauteten auch die Forderungen der
Aktionswoche, mit denen die Pflege Ende Oktober schweizweit auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht hat. Die Lohnforderungen passte nicht allen. Etwa Ruth Humbel. Die CVP-Politikerin ist Präsidentin der nationalrätlichen Gesundheitskommission. Zu den Forderungen der Pflegepersonals sagte sie, die mit rund einem Dutzend gutbezahlter Posten in der Gesundheitsbranche ausgestattet ist, zum «Tages-Anzeiger»: «So miserabel verdienen die auch nicht». Bei den Betroffenen sorgte die Aussagen für Irritationen.
Eine Studie der
OECD zeigt, wie die Schweizer Pflegfachkräfte im internationalen Vergleich lohnmässig dastehen. Bereits ein Blick auf die in Dollar umgerechneten Löhne zeigt. Ganz vorne ist die Schweiz nicht anzutreffen. Und dies, obwohl die Lebenshaltungskosten in der Schweiz so hoch sind wie in kaum einem anderen Land. Dies senkt den Reallohn der Schweizer Pflegefachkräfte weiter ab.
Schweiz ganz hinten in der Rangliste
Aussagekräftiger ist eine weitere Statistik. Diese vergleicht den an Pflegefachkräfte durchschnittlich bezahlten Lohn mit dem Durchschnittslohn im jeweiligen Land. An der Spitze: Chile, Mexico, Luxemburg und Israel. In diesen Ländern erhält die Pflege 50 bis 80 Prozent mehr als der nationale Durchschnittslohn. Auch in Spanien oder den Niederlanden erhalten die Pflegefachkräfte immer noch das 1,3-fache des Durchschnittlohns. In den 32 Ländern der OECD beträgt der Durschnittwert 1,1. Und in der Schweiz? Die Schweiz liegt ganz hinten in der Tabelle auf dem drittletzten Platz.
Alles noch schlimmer?
Und eigentlich komme die Schweiz so noch zu gut weg, findet die Berner Sektion des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK: «Kaum eine Pflegefachfrau arbeitet 100 Prozent, da die Erholungszeit bei Schichtarbeit und regelmässiger Überzeit nicht ausreicht.» So würden viele ihre Pensen reduziert - und verdienten so auch weniger. Die OECD vergleiche aber die Löhne für ein 100-Prozent-Pensum. Das lasse die Schweizer Löhne im Pflegebereich besser aussehen, als sie seien.