Die meisten Menschen greifen auf Klischees zurück. Das ist normal. Und es spart Zeit. Ein Stereotyp ist ein starres Bild, das sich hartnäckig hält. Tückisch dabei: Wir müssen nicht unbedingt von der Richtigkeit dieses Wissens überzeugt sein.
Das eigentliche Problem: Man wird diese Vorstellungen im Kopf kaum wieder los. Auch angehende Ärzte, wissenschaftlich geschult, können hartnäckige Stereotype nicht bändigen.
Und so hat sich offenbar selbst bei Chirurginnen in der Ausbildung sich die Vorstellung «Medizin ist eine Männerdomäne» tief in das Unterbewusstsein eingefärbt. Dies zeigt jetzt eine Studie aus den USA.
Stress schlägt auf die Psyche
Mediziner der St. Louis' Washington University haben nämlich einen interessanten Zusammenhang entdeckt. Der Glaube, dass Männer einfach die besseren Ärzte als Frauen seien, hat einen Einfluss auf die Gesundheit von angehenden Chirurginnen, so die Wissenschaftler.
Arghavan Salles, Claudia M. Mueller, Geoffrey L. Cohen: «Exploring the Relationship between Stereotypical Beliefs and Residents’ Well-Being», in «Journal of the American College of Surgeons». Oktober 2015.Die Studienautoren konnten nachweisen, dass jene angehenden Chirurgen, welche jener stereotypen Wahrnehmung Glauben schenken, eine schlechtere psychische Gesundheit aufweisen. Männer oder Nicht-Chirurginnen liess das Klischee indes kalt.
Offenbar ist das Schubladen-Denken ein Stressfaktor, der mit einer negativen psychischen Gesundheit in Zusammenhang steht, folgern die Mediziner. Für die Studie befragten die Forscher knapp 400 angehende Ärzte in 14 Ausbildungs-Zentren.
Zusammenhang besser verstehen
Für die Wissenschaftler ist klar: Es sollten weitere Anstrengungen unternommen werden, diese Beziehung besser zu verstehen und zu untersuchen.
Daraus müsste man dann die richtigen Schlüsse und mögliche Interventionen in der Chirurgie-Ausbildung ableiten, empfehlen die Autoren der Studie «Exploring the Relationship between Stereotypical Beliefs and Resident's Well-Being».