Medix-Chef schiesst scharf gegen Berset und Santésuisse

Der Krankenkassenverband «Santésuisse» mache ein «übles Spiel». Und Bundesrat Berset habe «Spass an staatlichem Dirigismus»: Der Rundumschlag eines Hausarztes.

, 23. Februar 2022 um 11:00
image
Felix Huber, Präsident der Medix-Ärztenetze, nimmt kein Blatt vor den Mund: Bundesrat Alain Berset führe das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nicht, sondern schaue nur tatenlos zu. Diese harsche Kritik äussert er in einem Interview mit den Tamedia-Medien. Nicht zum ersten Mal.

Warum dieser Feldzug?

Auch in der Schweizerischen Ärztezeitung nimmt er den Bundesrat aufs Korn. Einen weiteren, fast gleich lautenden Text hat er zuvor als Gastautor von Medinside veröffentlicht.
Doch warum führt Felix Huber, der selber als Hausarzt in einer Zürcher Medix-Praxis tätig ist, diesen Feldzug gegen Berset? Ein Grund ist das Geld – oder genauer: die künftige Entlöhnung der Ärzte und Ärztinnen. Alain Berset will die Kosten im Gesundheitswesen senken, unter anderem mit einem jährlich festgelegten Budget, das die Ärzte einhalten müssten, und mit Pauschaltarifen für ambulante Arztbehandlungen.

Auch Santésuisse im Visier

Beides will Felix Huber verhindern. Er möchte, dass Ärzte weiterhin Einzelleistungen abrechnen können und wehrt sich gegen Kostenlimiten für Arztbehandlungen.
Neben Berset setzt sich auch der Krankenkassenkassenverband Santésuisse dafür ein, dass es neue Pauschaltarife für ambulante Behandlungen gibt – unter anderem wegen des geringeren administrativen Aufwands. Huber wirft nun aber Santésuisse «ein übles Spiel» vor: Der Verband habe versucht, ambulante Pauschalen auszuhandeln und komme nicht richtig voran.

Huber setzt auf Beschränkung der Ärztezahl

Felix Huber ist überzeugt, dass die Kosten im Gesundheitswesen besser mit weniger Zulassungen für neue Ärzte gesenkt werden können. Und er bleibe dabei: «Bundesrat Berset hat Spass an diesem staatlichen Dirigismus.»

Hubers Vorwürfe in der Ärztezeitung

Ein untaugliches Qualitätsgesetz, ein nutzloses elektronisches Patientendossier, ein elektronisches Impfdossier ohne Zukunft, zu wenig Fortschritte bei der Digitalisierung : Das ist die Liste der Vorwürfe, die Felix Huber ans Bundesamt für Gesundheit (BAG) richtet. In einem Artikel in der Schweizerischen Ärztezeitung kritisiert er nicht nur den «völlig insuffizienten Leistungsausweis des BAG», sondern auch Bundesrat Alain Berset.
Huber befürchtet, «dass hier gerade die Verstaatlichung des Schweizer Gesundheitswesens geplant wird.» Berset greife die beiden «naiven und propagandistischen Kostendämpfungsinitiativen» als willkommenen Steilpass für ein Globalbudget auf. Huber kommt zum Schluss: «All dies sind Massnahmen ohne die geringste Chance auf Akzeptanz der Bevölkerung und würde zu noch viel mehr bürokratischer Absurdität führen.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Regierung muss Lohn des LUKS-Präsidenten prüfen

195'000 Franken für den Spital-Verwaltungsrats Martin Nufer seien «ausufernd», kritisierte eine Politikerin.

image

Spitalzentrum Biel: Kristian Schneider wechselt zum BAG

Kristian Schneider wird nächstes Jahr der Stellvertreter von BAG-Direktorin Anne Lévy. Er ersetzt Thomas Christen.

image

Bundesrat: Mehr Massnahmen gegen ärztliche Gefälligkeitszeugnisse unnötig

«Ein Generalverdacht gegenüber der Ärzteschaft wäre verfehlt», findet der Bundesrat. Er will nicht intensiver gegen falsche Arztzeugnisse vorgehen.

image

Kinderspitäler wehren sich gegen die drohende Tarifsenkung

Mit dem Tardoc müssten die bereits stark defizitären Kinderspitäler eine Einbusse von 8 Prozent hinnehmen.

image

Swica zahlt wieder für Genfer Privatkliniken

Die anderen grossen Kassen haben sich bereits mit den Spitälern geeinigt. Nun hat auch die Swica wieder einen Vertrag für ihre Privat- und Halbprivatpatienten in drei Genfer Kliniken.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Eingebildete Explosionen und teure Luftschlösser

Jedes Jahr gibt es dieselbe Diskussion über steigende Gesundheitskosten. Und jedes Jahr die gleichen Rezepte: Einheitskasse, mehr Staat, Pauschalbudgets. Diesmal alles auch in Buchform.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.