Masken-Dispense von Berner Arzt nicht mehr akzeptiert

Berner Schulen wollen die vielen Masken-Dispense eines Berner Homöopathen nicht mehr anerkennen. Es seien Gefälligkeitsatteste vermuten die Behörden.

, 19. Januar 2022 um 14:05
image
  • ärzte
  • praxis
  • coronavirus
  • kanton bern
Die Schule in Wangen an der Aare (BE) lässt keine Masken-Dispense mehr zu, die von einem bestimmten Hausarzt aus Bern-Bümpliz stammen. Wie die «Berner Zeitung» berichtet, verdächtigt die Schulleitung den Berner Homöopathen Roland Gisiger, dass er Gefälligkeitsatteste ausstelle.

In Thun Dispense des gleichen Arztes

Auch in der Region Thun sind offenbar Masken-Dispense desselben Arztes aufgetaucht. Stutzig geworden sind die Schulen, weil die Masken-Dispense alle gleich formuliert und nicht wie sonst üblich befristet waren. Ausserdem wird in den Dispensen eine Vielzahl von Gründen genannt, warum dem Kind das Tragen einer Maske nicht möglich sei.
Darf eine Schule überhaupt darüber entscheiden, ob sie ein ärztliches Attest akzeptiert oder nicht? Die Berner Behörden sind der Meinung, dass sie darf. Die Berner Bildungs- und Kulturdirektion hat schon vor zwei Wochen in einem Merkblatt zur Maskenpflicht ab der 1. Klasse klargestellt, dass sie gewisse Dispense nicht akzeptiert.
Nicht rechtmässig sind gemäss diesen Weisungen die Atteste von Ärzten und Psychologen, bei welchen das Kind nicht zu einer Konsultation vor Ort war.

Arzt krebst zurück

Der betroffene Berner Arzt räumt gegenüber der «Berner Zeitung» ein, dass er einen Teil der Dispense aufgrund telefonischer Kontakte ausgestellt habe. Es stimme, dass er in den Dispensen rund 25 Gründe genannt habe, damit die Eltern den für ihr Kind zutreffenden Grund ankreuzen können. Das mache er aber nicht mehr. Er stelle auch keine unbefristeten Dispense mehr aus.
Der Arzt engagiert sich als Massnahmen-Skeptiker. In Kommentaren im Internet schrieb er unter anderem vom «Corona-Affentheater».

Winterthurer Arzt verurteilt

Damit macht er sich nicht strafbar. Doch das Ausstellen der Masken-Dispense ist rechtlich heikel. Ihm könnte ein Strafverfahren drohen, sollte sich der Verdacht auf Gefälligkeitsatteste erhärten. Das Bundesgericht hat vor knapp einem Monat die Beschwerde eines Arztes aus der Region Winterthur abgewiesen, der mutmasslich ohne medizinische Notwendigkeit Dispense für das Maskentragen ausgestellt haben soll.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Fünf goldene Regeln, wie Ärzte den Patienten Zahlen verständlich machen

Laborwerte, Risiken, Therapieeffekte – viele Aufklärungsgespräche scheitern an medizinischen Zahlen. Doch wie erläutert man, was eine Behandlung bringt? Ein Vorschlag.

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

image

«Schauen Sie genau, wen Sie heiraten – das meine ich ernst.»

Seilschaften, starre Regeln und intransparente Gehälter bremsen Frauen auf dem Weg zur Chefarztposition. Rückhalt daheim ist entscheidend – und Teilzeit ist problematisch: Das sagt Susanne Renaud, Chefärztin Neurologie am Spital Neuenburg.

image
Gastbeitrag von Esther Wiesendanger

Da sind steigende Gesundheitskosten ja nur logisch

Getrennte Apotheken in Gruppenpraxen, Impfverbote in der Pflege, teure Zusatzkontrollen: Groteske Behörden- und Kassenentscheide lähmen die Versorgung. Sind wir Ärzte eigentlich Komiker?

image

Arzt sein mit Sinn – das ist Medbase.

Der ärztliche Beruf verändert sich – und mit ihm die Erwartungen. Viele Ärztinnen und Ärzte suchen heute mehr als nur eine Anstellung: Sie suchen Wirksamkeit, Gestaltungsspielraum und ein Umfeld, das ihre Werte teilt.

image

Für die Zweitmeinung zu Dr. KI? Kein Problem.

Die meisten Menschen können sich vorstellen, medizinischen Rat bei einem Chatbot zu holen. Und eine klare Mehrheit findet, dass die Ärzte KI-Unterstützung haben sollten. Dies besagt eine Erhebung in Deutschland.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.