KSB: Auf der grössten und teuersten Aargauer Baustelle

Seit dem Spatenstich 2018 ist es still um den 450-Millionen-KSB-Neubau «Agnes» in Baden geworden. Dieser soll 2023 mit dem Partnerhaus II eröffnet werden. Medinside hat sich umgesehen.

, 4. Mai 2021 um 13:58
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Das Kantonsspital Baden (KSB) mag für viele kein Hingucker sein. Doch das Spitalgebäude aus den 70er-Jahren gehört seit über vier Jahrzehnten zu den Wahrzeichen der Bäderstadt. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Badener Bauten, ist die Existenz des roten KSB-Riesen jedoch zeitlich beschränkt: Wann mit dem Rückbau gestartet und wie lange dieser dauern wird, ist laut Mediensprecher Omar Gisler noch ungewiss. 
Sicher ist: Die Arbeiten für den Neubau, der nach der ungarischen Königin Agnes (siehe Box unten) benannt ist, schreitet voran; auch wenn nicht so, wie einst geplant. 
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Das Hauptgebäude wurde 1978 in Betrieb genommen. (Medinside)
Eigentlich hätte das neue Spitalgebäude Ende 2022 fertiggestellt werden sollen. Corona und der kalte Winter 2020/21 haben jedoch zu Verzögerungen geführt. Der Umzug wird eine grosse logistische Herausforderungen darstellen. Ob dieser im Sommer 2023 stattfinden wird, soll im Juni kommuniziert werden. 

Aushub für Partnerhaus II gestartet

Auf dem Weg vom Besucher-Parkplatz zu «Agnes» überrascht eine neue Baustelle: Erst kürzlich haben die Bauarbeiter mit dem Aushub für das zweite Partnerhaus gestartet. Das Gebäude, das vor dem Partnerhaus I stehen wird, soll parallel zur Eröffnung des KSB-Neubaus im Jahr 2023 in Betrieb genommen werden. Medinside berichtete hier darüber. 
Für die Erstellung des Partnerhauses muss die Strasse verlegt werden. Sie rückt in die Nähe des Notfalls, weshalb einige Parkplätze aufgehoben werden müssen, erklärt Gisler. Die Zufahrt zum Notfall sei immer gewährleistet und es gebe Ausweichplätze in der Nähe.   

Ein Blick von oben

Gisler führt ins Partnerhaus I. Auf dessen Dach, welches als Landeplatz für den Rettungshelikopter dient, lassen sich die Fortschritte am besten verfolgen. Fünf Kranen ragen in die Luft und drehen vor der Kulisse der Berner Alpen langsam mit ihren Armen. Von hier oben sehen die Bauarbeiter aus wie Zwerge, man erkennt sie an ihren roten Helmen. Derzeit werden die Fenster eingebaut; eine anstrengende Aufgabe, wie es scheint. 
Mit acht Stockwerken ist «Agnes» nur halb so gross wie das alte Badener Spitalgebäude. Elf Innenhöfe, ein grosser Empfangsbereich, Untersuchungszimmer, 400 Betten (vorher 370, siehe Gebäude-Vergleich weiter unten), OP- und Gebärsäle, Lagerräume, Büros, Cafés: die Nutzungsfläche des KSB-Neubaus beträgt 76'200 Quadratmeter. Damit ist «Agnes» ungefähr gleich gross wie rund fünf zürcherische Sechseläutenplätze oder mehr als die doppelte Arenafläche des Kolosseums in Rom, rechnet das KSB. 

Auf 800 Betonpfählen

Von wegen Geschichte: Der Erdboden in Baden-Dättwil hielt eine Überraschung bereit, die sogar die Geologen faszinierte. Beim Aushub kam ein 500 Tonnen schwerer Findling zum Vorschein. Doch nicht nur der Findling ist ein Überbleibsel aus der Eiszeit. Das KSB-Fundament steht auf Überresten eines Gletschers; vor allem aus Kies, sandigem Material und Seeablagerungen wie feinem Sand sogenannt Moräne.
Damit sich das Gebäude nicht mit den Jahren absenkt, mussten über 800 Betonpfähle in den Boden gesetzt werden. Dies geschah mit einer Maschine, die zwischen 18 und 25 Meter tief in die Erde bohrte.

Die Finanzierung

Die Kosten für den Neubau wurden auf 360 Millionen Franken veranschlagt, diejenigen für das Inventar belaufen sich auf 90 Millionen. Insgesamt kostet der Neubau somit 450 Millionen Franken. Die Eigen-Finanzierung macht Eindruck: Durch die Emission von Anleihen konnte das KSB 300 Millionen Franken aufnehmen. Damit sind zwei Drittel des Finanzbedarfs für den Neubau gedeckt. Generiert wurden diese liquiden Mittel durch die Begebung von zwei Anleihen zu je 150 Millionen Franken: Eine mit einer Laufzeit von 15 Jahren und einem Coupon von 1,1 Prozent sowie eine 10-Jahres-Anleihe mit einem Coupon von 0,7 Prozent. 
Sollte das neue Spitalgebäude tatsächlich 2023 in Betrieb genommen werden, wird in Baden so richtig die Post abgehen: Im selben Jahr feiert die Bäderstadt an der Limmat das 100-Jahre-Jubiläum der «Badenfahrt». 
Weitere Infos gibt es hier

Königin Agnes baute das erste Spital in Baden – die Geschichte

  • 1349 Königin Agnes von Ungarn lässt ein Spital in Baden bauen
  • 1891 Eigentliche Gründung des Städtischen Krankenhauses Baden
  • 1961 Neuorganisation des Stadtspitals: vier gleichberechtigte Hauptdisziplinen (Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Radiologie)
  • 15. März 1964 Das neue Spitalgesetz wird mit fast 90 Prozent Ja-Stimmen angenommen: Der Weg für ein zweites Kantonsspital ist frei. 13 Standorte werden evaluiert.
  • 1965 Dättwil-Hochstrass macht das Rennen.
  • 1971 Der Bau des KSB ist durch das zweite Spitalgesetz finanziell sichergestellt.
  • 6. Oktober 1972 Spatenstich
  • 1. September 1978 Der Betrieb wird aufgenommen.

Bildergalerie KSB-Neubau Agnes und Aushub Partnerhaus II (Medinside).

Hinweis: Mit den Pfeilen in der Mitte des Fotos können Sie hin und her switchen.
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Der Aushub für das Partnerhaus II bedingt die Verlegung der Strasse näher an den Notfall.

Die Projektdaten im Vergleich:

  • Anzahl Betten (inkl. Säuglinge) ca. 370 / neu ca. 400
  • Anzahl Betten Intensivstation/IMC 22 / neu 31
  • Anzahl Betten Tagesklinik 20 / neu 28
  • Anzahl OP stat./ambulant 7/1 / neu 8/2
  • Anzahl Betten Aufwachen 19 / neu 24
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