Mitten in die Debatte der Organspende-Initiative legt ein neuer Verein von Ärzten und Pflegefachleuten das Veto ein. Ärzte und Pflegefachpersonen gegen Organspende am Lebensende (Äpol), so der Name der Gruppe, kritisiert vor allem den Hirntod als Todesdefinition.
Die Organisation lehnt die Gleichsetzung des Hirntods mit dem Tod des Menschen ab. Organspender seien bei der Organentnahme noch lebendig. Sie seien am Sterben und würden durch die Entnahme getötet, so das Argument.
«Verstörende Vorstellung»
Die Äpol-Vertreter schreiben
in einem Beitrag in der «Ärztezeitung», «hirntote Organspender sterben statt im Kreise ihrer Angehörigen im Operationssaal inmitten aufwendigster Technik». Das sei eine traurige und für viele Menschen verstörende Vorstellung.
Und es sei «ein massiver kultureller Bruch», wenn Menschen Menschen töten, auch um anderen Menschen zu helfen. Es sei zudem wissenschaftlich nicht belegbar, ob Hirntote nicht doch noch Schmerzen beim Aufschneiden des Körpers verspüren.
Lebendspenden sollen erlaubt bleiben
Den Vorstand des Vereins bilden vier Allgemeinmediziner und eine Intensivpflegefachfrau. Präsident ist Alois Beerli, Facharzt für Innere Medizin aus Winterthur. Die Äpol-Vertreter sind überzeugt, dass Organspenden am Lebensende nicht vertretbar seien. Der Verein verfolgt dabei aber keine religiöse Agenda.
Lebendspenden wie etwa eine Niere sollen hingegen erlaubt, Organspenden am Lebensende bei Herz- und Hirntod verboten werden. Für ihre Forderung nach einem Verbot zieht
der Verein Äpol auch eine eigene Volksinitiative in Betracht.
Volksinitiative für die Widerspruchslösung
Die Organisation Jeune Chambre Internationale (JCI) verfolgt ein anderes Ziel: JCI fordert in einer inzwischen eingereichten Initiative die sogenannten Widerspruchslösung. Alle Personen würden zu Organspendern, die sich nicht explizit dagegen ausgesprochen haben.
Franz Immer, Direktor der Stiftung Swisstransplant, sieht die Organentnahme bei Hirntoten als moralisch nicht bedenklich, wie er
vor Kurzem der NZZ sagte. In der Gesellschaft bestehe Konsens darüber, dass ein Patient tot sei, wenn seine Hirnfunktionen komplett ausgefallen seien.