Hautkrebs: Diese neue USZ-Studie macht Hoffnung

Eine präoperative Immuntherapie bei Melanomen erhöht die Überlebenschancen. Die Studie des Universitätsspitals Zürich wurde in «Nature Medicine» veröffentlicht.

, 7. Oktober 2021 um 11:42
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Bösartiges Gewebe bei Krebserkrankungen wird wenn möglich operativ entfernt. Bei einem hohen Risiko für Metastasen führt man die Behandlung danach mit einer unterstützenden, adjuvanten Therapie wie Chemotherapie, Bestrahlung oder Immuntherapie fort. 
Seit einiger Zeit werden diese zusätzlichen Therapien auch vor der Operation angewandt. Ziel ist es, die Tumormasse vor der Operation zu reduzieren und so eine verbesserte Ausgangssituation zu schaffen. In der Medizin spricht man dann von einer neoadjuvanten Therapie.
In einer prospektiven, multizentrischen und randomisierten klinischen Phase-II-Studie unter der Leitung von Professor Reinhard Dummer von der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich, untersuchten Forscherinnen und Forscher nun, ob und in welchem Ausmass Patientinnen und Patienten mit einem fortgeschrittenen Melanom von einer Immuntherapie vor der Operation profitieren. Publiziert wurde die Studie in Nature Medicine.

Immuntherapie mit «T-VEC» zeigt Wirkung

Für die Studie wurde der Krankheitsverlauf von Patienten mit einer Immuntherapie vor der Operation mit einer Gruppe verglichen, die vor der Operation keine Immuntherapie erhalten hatte. In die Studie eingeschlossen waren 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. 
Die Behandlung bestand aus der Injektion von T-VEC, einem genetisch modifizierten Herpesvirus, in das Metastasengewebe. Die T-VEC-Viren vermehren sich dort und greifen die Krebszellen an, die Anregung und Verbreitung von T-Zellen führt zudem zu einer körperweiten Abwehrreaktion gegen die Krebszellen.
Die Auswertung der Patientendaten zeigt folgendes (Beobachtungsdauer: drei Jahre): Sowohl 

  • beim Überleben insgesamt, 
  • als auch bei der Zeit bis zu einem Wiederaufflammen der Krankheit
  • und beim Überleben ohne Rückfall 

hatten die Patienten, die vor der Operation mit der Immuntherapie behandelt wurden, bessere Chancen als Patienten, die sofort operiert wurden. 
Konkret: Die Wahrscheinlichkeit für das Überleben betrug in der Studie bei den Patienten mit präoperativer Immuntherapie innerhalb der drei Jahre 83,2 Prozent versus 71,6 Prozent; für eine längere Zeit ohne Rückfall 46,5 Prozent versus 31 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der drei Jahre ohne einen Rückfall zu leben, lag bei 49,1 Prozent versus 22,9 Prozent.

Weitere Auswertung in Planung

«Die Ergebnisse zeigen eindrücklich das Potenzial neoadjuvanter Therapieansätze und dieser präoperativen Immuntherapie bei Melanomen», wird Reinhard Dummer in der Medienmitteilung zitiert. «Die Studie wird das therapeutische Vorgehen beim Melanom der Haut nachhaltig beeinflussen.» 
Für die Patientinnen und Patienten bringt sie die berechtigte Hoffnung auf einen besseren Therapieerfolg und Krankheitsverlauf. Die Studie ist mit der drei Jahre dauernden Beobachtung jedoch noch nicht abgeschlossen; eine weitere Auswertung nach fünf Jahren soll folgen.
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