Auch Mediziner spielen ja gerne Golf. Wie oft und wie gut haben jetzt Forscher der bekannten Harvard Medical School aus Boston untersucht. Im Rahmen der nicht ganz ernst gemeinten Weihnachtsausgabe haben die Wissenschaftler zwei grosse Datenbanken aus den USA gefiltert. Von über einer Million Ärzte gaben knapp 42'000 an, regelmässig Golf zu spielen.
Vor allem Ärzte sind häufig auf dem Grün zu finden, während Ärztinnen seltener mit dem Golfschläger unterwegs sind. Das erstaunt eigentlich kaum. Interessant wird es vor allem bei den Unterschieden zwischen den Fachgebieten: So stellen Orthopäden, Urologen und plastische Chirurgen anteilsmässig die meisten Golfer.
Allgemeinmediziner spielen wenig Golf
Anders sieht es bei den Internisten, Infektiologen, Psychiater und Endokrinologen aus, wie die im Fachmagazin «BMJ» publizierte Studie weiter zeigt. Kaum ein Spezialist dieser Fachgebiete kann sich für Golf als Freizeitbeschäftigung begeistern. Sie belegen die hintersten Plätze – wie auch Allgemeinmediziner, Neurologen und Pathologen.
Anteil der golfspielenden Ärzten in Prozent
- Orthopäden 8.8 %
- Urologen 8.1 %
- Plastische Chirurgen 7.5 %
- HNO 7.1 %
- Gefässchirurgen 6.9 %
- Ophthalmologen 6.7 %
- Thoraxchirurgen 6.2 %
- Kardiologen 5.6 %
- Neurochirurgen 5.6 %
- Gastroenterologen 5.5 %
- Radiologen 5.2 %
- Dermatologen 4.9 %
- Allgemeinchirurgen 4.9 %
- Radioonkologen 4.9 %
- Allergologen und Immunologen 4.8 %
- Anästhesisten 4.8 %
- Pneumologen 4.7 %
- Onkologen 4.6 %
- Notfallmediziner 4.4 %
- Gynäkologen 4.2 %
- Rheumatologen 3.9 %
- Nephrologen 3.8 %
- Hämatologen 3.7 %
- Hausärzte 3.6 %
- Neurologen 3.5 %
- Pathologen 3.1 %
- Endokrinologen 3.0 %
- Psychiater 3.0 %
- Infektiologen 2.9 %
- Internisten 2.9 %
Die Daten holten sich die Wissenschaftler aus zwei grossen Datenbanken: der Doximity physician Database, wo die meisten US-amerikanischen Ärzte ersichtlich sind. Und aus der US Golfing Association Amateur Golfer Database, die Amateurgolfer nutzen, um ihre spielerische Fähigkeiten zu vergleichen.
Gal Koplewitz, Daniel M Blumenthal, Nate Gross, Tanner Hicks,Anupam B Jena, Ruth L Newhouse: «Golf habits among physicians and surgeons: observational cohort study», in: «BMJ» 10. Dezember 2018Chirurgen sind top...
Die golfspielenden Ärzte waren im Durchschnitt 55 Jahre alt, golfspielende Ärztinnen mit 31 bis 35 Jahren deutlich jünger. Insgesamt scheint das Golfspielen eine vorwiegend von älteren männlichen Ärzten praktizierte Freizeitbeschäftigung zu sein.
Als beste Golfer zeigten sich zudem die operativ tätigen Mediziner: An der Spitze standen die Gefässchirurgen mit einem durchschnittlichen Handicap von 14.7, dicht gefolgt von Thoraxchirurgen und orthopädischen Chirurgen. Ein tiefes Handicap steht für die Spielstärke des einzelnen Spielers.
...Endokrinologen dafür eher flop
Hausärzte befinden sich mit einem durchschnittlichen Handicap von 16.1 im Mittelfeld. Am schlechtesten schnitten Dermatologen, Onkologen und Endokrinologen ab. Es muss aber erwähnt werden, dass etwa Onkologen oder Endokrinologen weniger Zeit auf Golfplätzen verbrachten als andere Kollegen. Am meisten Golf spielten in den letzten sechs Monaten Gefässchirurgen, Neurologen und Dermatologen. Die brachten es im Schnitt auf knapp 15 Partien.
Durchschnittliches Handicap
- Gefässchirurgen 14.7
- Thoraxchirurgen 14.8
- Orthopäden 14.9
- Anästhesisten 15
- Notfallmediziner 15
- Allgemeinchirurgen 15.4
- HNO 15.5
- Kardiologen 15.6
- Neurochirurgen 15.7
- Urologen 15.8
- Plastische Chirurgen 15.8
- Gastroenterologen 15.8
- Nephrologen 15.8
- Infektiologen 15.8
- Radiologen 15.9
- Pneumologen 15.9
- Ophthalmologen 16
- Radioonkologen 16
- Hausärzte 16.1
- Neurologen 16.1
- Internisten 16.2
- Rheumatologen 16.3
- Pathologen 16.5
- Allergologen und Immunologen 16.9
- Gynäkologen 17
- Hämatologen 17.1
- Psychiater 17.1
- Dermatologen 17.2
- Onkologen 17.2
- Endokrinologen 18.1
Eine Frage mussten die Forscher um Gal Koplewitz und Anupam Jena schliesslich unbeantwortet lassen: Ob und vor allem wie sich das Golfspielen auf das Patientenresultat, die Behandlungskosten und das Wohlbefinden der Ärzte auswirkt.