Bisher konnten Gynäkologinnen und Gynäkologen ihre schwangeren Patientinnen beruhigen: Sie hätten kein höheres Risiko, an Covid-19 zu erkranken.
Nun gibt es aber neue Daten. Aufgrund dieser kommt das amerikanische Center für Disease Control und Prevention (CDC) zum Schluss, dass im letzten Drittel der Schwangerschaft das Risiko für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf und die Gefahr einer Frühgeburt erhöht sei. Ausserdem könnte auch das Ungebore angesteckt werden. Vor allem bei Schwangeren, die übergewichtig, älter als 35 Jahre oder krank sind, deuten die Studien auf ein erhöhtes Risiko.
Für gesunde Schwangere kein Test nötig
Müssen sich nun alle Schwangeren auf Covid-19 testen lassen? Nein, sagt die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). «Ohne Symptome oder Kontakt mit infizierten Personen ist kein Test notwendig.» Man müsste den Test sonst ständig wiederholen.
Doch warum kommen die Gynäkologen überhaupt zu dieser plötzlichen Kehrtwende bei der Risikoeinschätzung von Schwangeren?
Konkret haben folgende neue Erkenntnisse dazu geführt:
- Eine Studie des CDC zeigt: Von gut 8000 infizierten Frauen wurden rund 30 Prozent der Schwangeren ins Spital eingeliefert; jedoch nur gut 5 Prozent der Nicht-Schwangeren.
- Ähnlich in Schweden: Dort haben schwangere Frauen ebenfalls ein höheres Risiko, wegen Covid-19 ins Spital zu müssen.
- In einer französisch-belgische Studie mit 83 schwangeren und 107 nicht-schwangeren infizierten Frauen wurden 58 Prozent der Schwangeren und nur 17 Prozent der Nicht-Schwangeren hospitalisiert. 11 Prozent der Schwangeren und nur 2 Prozent der Nicht-Schwangeren mussten auf die Intensivstation.
- In England zeigte eine Untersuchung, dass nicht alle Schwangere gleich gefährdet waren: 69 Prozent der hospitalisierten Schwangeren waren übergewichtig, 41 Prozent über 35 Jahre alt.
Studien in Spanien und Frankreich zeigten aber auch: Etwa ein Drittel der Schwangeren, die sich mit Covid-19 infiziert hatten, zeigten überhaupt keine Symptome.
Ungeborene können ebenfalls mit Covid-19 infiziert werden. Es schadet ihnen aber offenbar nicht. Ist die Mutter an Covid-19 erkrankt, kann es hingegen zu mehr Frühgeburten kommen.
Risiko nicht für alle Schwangere gleich hoch
Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) stellt aufgrund dieser neuen Erkenntnisse fest: «Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung.» Und zwar vor allem bei Übergewicht, Bluthochdruck und einem Alter über 35 Jahre.
Homeoffice empfohlen
Schwangere Frauen gehörten deshalb zur Risikogruppe und müssten vor einer Infektion geschützt werden, auch am Arbeitsort. Wo möglich empfiehlt die SGGG Homeoffice.
Alle vier Wochen ein Ultraschall für Infizierte
Wird eine schwangere Frau trotzdem infiziert, müsse die Schwangerschaft engmaschig überwacht werden, insbesondere mit Ultraschall-Untersuchen alle vier Wochen.
Kaiserschnitt nicht unbedingt nötig
Ein Kaiserschnitt allein aufgrund einerCovid-19-Erkrankung ist gemäss SGGG nicht notwendig, sofern die Frau nicht schwer erkrankt ist.
Partner bei der Geburt zugelassen
Die Anwesenheit des Partners oder der Partnerin bei der Geburt sei ausserdem wichtig für die Unterstützung der Frau und sollte auch bei infizierten Frauen gestattet sein - unter der Voraussetzung, dass die Person keine Symptome einer Covid-19-Erkrankung zeigt. Auch stillen könnenerkrankte Mütter.