Höhere Krankenkassen-Prämien: Santésuisse nimmt Mengenausweitungen ins Visier

Der Kassenverband legt neue Daten zu den Gesundheitskosten vor. Am steilsten war der Anstieg danach bei den Ärzten mit eigener Praxis.

, 16. September 2016 um 09:30
image
  • gesundheitskosten
  • santésuisse
  • versicherer
  • praxis
Die Krankenkassenprämien steigen: Dies wird jedes Jahr im Herbst auf Neue bekannt – und bevor das BAG jeweils die Erhöhungen fürs Folgejahr bekannt gibt, bringen sich bereits die Gesundheitsakteure mit Erklärungen in Position.
Der Krankenkassenverband Santésuisse hat nun neue Daten veröffentlicht, welche das Kostenwachstum aufzeigen und die wichtigsten Faktoren dazu benennen.
Danach stiegen die Kosten in der Grundversicherung im ersten Halbjahr um 4,3 Prozent pro Person – nachdem das Plus im Vorjahr 3,9 Prozent betragen hatte.
En detail stellt sich das Bild laut Santésuisse so dar: 

  • Die grösste Kostenzunahme war 2015 bei den Ärzten mit eigener Praxis zu verzeichnen: Sie erreichte +5,7 Prozent pro versicherte Person.
  • Die von den Spitälern erbrachten ambulanten Behandlungen stiegen um 3,2 Prozent pro versicherte Person.
  • Die (von den Kantonen mitfinanzierten) Kosten im stationären Spitalbereich stiegen 2015 um 1,9 Prozent pro Person.
  • Die gesamten Medikamentenkosten kletterten letztes Jahr wieder um 5,3 Prozent – dies, nachdem im Vorjahr 2014 noch eine Dämpfung auf +1,8 Prozent erreicht worden war.
  • Die Kosten der Apotheken wuchsen 2015 um 5,1 Prozent pro versicherte Person.

Angesichts der Bedeutung nimmt Santésuisse natürlich die Kosten im ambulanten Arzt- und Spitalbereich auf Korn: Sie machen zusammen knapp ein Viertel der gesamten Gesundheitskosten aus und werden vollumfänglich durch die Prämienzahler gedeckt. Und eben: Hier war das Wachstum vergleichsweise deutlich.

Hauptschuld: Mengenausweitungen

Laut Santésuisse seien vor allem Mengenausweitungen schuld daran. Bei den Medikamenten liege das Problem indessen bei unterbliebenen Preisanpassungen und fehlenden Regelungen für tiefere Generikapreise.
«Santésuisse fordert griffige Massnahmen, um den Trend beim Kostenwachstum zu brechen», sagt Verbands-Direktorin Verena Nold. «Die Rezepte gegen den Kostenanstieg liegen vor. Zum Beispiel sollten bei den Ärzten häufige Routineeingriffe nur noch mit Pauschalen vergütet und der Vertragszwang gelockert werden. Bei den Medikamenten sollte ein Festbetragssystem für Generika eingeführt werden.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Swica zahlt wieder für Genfer Privatkliniken

Die anderen grossen Kassen haben sich bereits mit den Spitälern geeinigt. Nun hat auch die Swica wieder einen Vertrag für ihre Privat- und Halbprivatpatienten in drei Genfer Kliniken.

image

Viva Health: Von der Ausnahme zur Regel

Letztes Jahr konnte das neuartige Grundversicherungs-Angebot im Jurabogen die Prämien stabil halten – es war ein spannender Spezialfall. Und jetzt?

image

Assura reagiert auf gefährdete Screening-Programme

Assura lanciert ein Grundversicherungsmodell für Frauen, das gynäkologische Vorsorge sowie Brustkrebs-Screenings franchisefrei abdeckt.

image

CSS Gruppe: Nachfolge von Philomena Colatrella geklärt

Mirjam Bamberger heisst die neue CEO der CSS. Sie kommt von der AXA-Gruppe.

image

Assura und KSBL starten neues Grundversicherungsmodell «Hausspital»

Der Krankenversicherer Assura und das Kantonsspital Baselland lancieren gemeinsam das Grundversicherungsmodell «Hausspital», eine Weiterentwicklung des Hausarztmodells.

image

Krankenkassenprämien: Es könnten auch +5 Prozent werden

Der Vergleichsdienst Bonus.ch bringt eine eher ernüchternde Prognose. Wer bei Kassen mit dünnem Finanzpolster ist, muss sich womöglich auf nochmals höhere Zuschläge einstellen.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.