«Erhöhtes Sterberisiko»? Das Kinderspital nimmt Stellung

Die Gegenoffensive liess nicht lange auf sich warten: Das Zürcher Kinderspital weist die Vorwürfe einer angeblich hohen Sterblichkeitsrate bei gewissen Herz-Operationen vehement von sich.

, 14. Mai 2019 um 16:00
image
  • kinderspital zürich
  • spital
Die Zeitungen von CH Media haben am Dienstag über ein angeblich erhöhtes Sterberisiko am Kinderspital Zürich (Kispi) berichtet. Im Beitrag ging es um Kinder mit einem spezifischen Herzfehler, dem Hypoplastischen Linksherzsyndrom, wie auch Medinside meldete.
Dabei kam der Autor zum Schluss: Am Kispi sterben deutlich mehr Kinder mit diesem Syndrom als anderswo. Diese Berichterstattung erachtet das Kispi «als unzulässig und unverantwortlich», wie die Spitalleitung an einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz erklärte. 

«Vergleich ist nicht zulässig»

Ein Vergleich mit anderen Spitälern sei nicht zulässig. Als Grund nennt das Kispi unter anderem, dass in Zürich keine Vorselektion zwischen leichten und schweren Fällen stattfinde. Zudem sei die besagte Studie vor Gründung des Kinder-Herzzentrums publiziert worden, sagte Martin Meuli, der Direktor der Chirurgie. 
Die Aussage zum gesamten Kinderspital sei darüber hinaus abgeleitet aus einer Studie zu einem Eingriff mit durchschnittlich fünf Fällen jährlich, was rund zwei Prozent der jährlichen Operationen in der Kinder-Herzchirurgie entspreche. 

  • «Noch mehr Vorwürfe gegen das Kinderspital»

Schadet der Reputation der Klinik

«Es ist absolut unverantwortlich, ohne Kenntnisse der Herzchirurgie solche reisserischen Aussagen zu machen», sagte Kispi-CEO Oliver Malagoli vor den Medien.
Der Artikel sei nicht nur falsch, sondern schade auch der Reputation der Klinik und führe zu Verunsicherung bei Eltern, die ihre Kinder am Kinderspital behandeln liessen. Dem müsse das Spital entschieden entgegentreten.

Kinderspital steht gut da

Die Verantwortlichen lieferten an der Medienkonferenz auch statistische Angaben, die zeigen, wie gut das Kinderspital dastehe. Die Qualität am Kispi sei in allen Disziplinen gewährleistet, erklärte Oliver Kretschmar, Chefarzt der Kardiologie und Qualitätsverantwortlicher des Kinder-Herzzentrums. Die Mortalitätsraten in der kardialen Intensivmedizin, der Kardiologie, der Herzchirurgie sowie auch im Langzeit-Outcome lägen im Bereich der internationalen Qualitäts-Benchmarks.
Seit mehreren Wochen sieht sich das Zürcher Kinderspital Kritik ausgesetzt, unter anderem auf Grund von angeblichen internen Konflikten. Die in den letzten Wochen in den Medien thematisierten Schnittstellenprobleme im Kinder-Herzzentrum seien seit längerer Zeit erkannt und in Bearbeitung, sagt das Kispi. Diese haben keinen Zusammenhang mit den erwähnten Mortalitätsraten. 

Der Beitrag von CH Media

Der Beitrag in den Zeitungen von CH Media stützt sich auf eine Studie, die das Universitäts-Kinderspital zwischen 2001 und 2014 durchgeführt hatte. Im Papier ging es um die Operation eines sehr seltenen Herzfehlers, des hypoplastischen Linksherzsyndroms. Darin wurden Behandlungsmethoden miteinander verglichen. Von 57 Kindern starben 22. Dies entspricht einer Mortalitätsrate von 39 Prozent. Der Autor verglich dies mit Zahlen aus Studien des Kinderherzzentrums im deutschen Giessen und im holländischen Utrecht. Dort seien die Mortalitätsraten halb so hoch.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

KSW: Neue Leiterin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin

Barbara Brotschi wechselt vom Zürcher Kispi nach Winterthur und folgt als Zentrumsleiterin auf Traudel Saurenmann.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Kispi Zürich: Regierung plant «Downside-Szenario»

Kann das Kinderspital im Notfall mit dem USZ fusionieren? Kantonsräte forderten, dass dies vorbereitet wird. Der Regierungsrat sieht keinen Handlungsbedarf – bereitet aber einen Krisenplan vor.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.