Diese Patienten besucht das Pflegepersonal weniger häufig

Pflegekräfte suchen einer aktuellen Studie zufolge entferntere Räume seltener auf. Das wiederum könnte einen Einfluss auf die Patientenzufriedenheit haben.

, 4. Juni 2021 um 13:40
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Pflegefachleute besuchen Zimmer oder Räume seltener auf, die weiter entfernt von der Pflegestation sind. Zu diesem Resultat kommt eine aktuelle Studie von Forschern der renommierten Yale Universität. Die Wissenschaftler untersuchten während fünf Monaten Standortdaten von über 215 Pflegekräften, die insgesamt 30'000 Patienten betreuten – mit Hilfe von Tracking-Chips der Personalausweise.
Die weiter entfernten Zimmer wurden gemäss Studie zwar seltener besucht, dafür aber um einen längeren Zeitraum. Es scheint, dass die Pflegekräfte ihre Laufstrecke optimieren, in dem sie mehrere Aufgaben «sammeln» und dann auf einmal erledigen. Die am weitesten entfernten Patienten erhielten 50 Prozent beziehungsweise 1,4 Mal weniger Besuche pro Stunde als der Durchschnitt. Dafür waren die Besuche aber um eine Minute beziehungsweise um 50 Prozent länger als der Mittelwert.

Mehr Transparenz den Patienten gegenüber

Auf die Gesundheit der Patienten hat dieses Laufweg-Verhalten keinen signifikanten Einfluss. Aber allenfalls könnte es die Patientenzufriedenheit beeinflussen, wie die Studienautoren schreiben. Denn Patientinnen und Patienten, deren Zimmer weiter von der Pflegestation entfernt waren, warteten zwischen den Besuchen länger und benutzten häufiger ihre Ruftasten. Dies wiederum ist den Forschern zufolge mit einer geringeren wahrgenommenen Qualität verbunden.
Als mögliche Lösungen des Problems schlagen die Yale-Wissenschaftler vor, die Arbeit hinter den Kulissen eine Spitals den Patienten besser zu erklären. Eine solche Idee basiert auf früheren Untersuchungen zur Betriebstransparenz: Es habe sich nämlich gezeigt, dass Menschen während des Ladens eines Computers zufriedener seien, wenn ihnen in der Statusleiste mitgeteilt werde, was der Computer gerade tue.

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