Die 13er-Liste – ein «bürokratisches Monster»

Erstmals nahm ein wichtiger Vertreter des Luzerner Kantonsspitals offen Stellung gegen den Plan, 13 Eingriffe nur noch ambulant durchführen zu lassen.

, 5. Mai 2017 um 08:11
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Das Luzerner Kantonsspital sei heute schon «reinen Herzens und ruhigen Gewissens», wenn es um die Wahl zwischen stationären und ambulanten Behandlungen geht: Dies sagte Guido Schüpfer an einer Podiumsveranstaltung im «Grand Casino» Luzern.
Damit wandte sich der Stabschef Medizin des LUKS offen gegen die Idee der kantonalen Gesundheitsdirektion, wonach 13 konkret benannte Behandlungen ab Sommer nur noch ambulant durchgeführt werden dürfen: «Da kommt ein neues bürokratisches Monster auf uns zu.» 
Dies berichtet die «Luzerner Zeitung». Wenn es darum gehe, wirtschaftliche Behandlungsweisen durchzusetzen, stünden ohnehin primär die Krankenversicherer in der Pflicht, nicht die Leistungserbringer, so Schüpfer. Allerdings finde er die Liste «grundsätzlich» gut – «aber ich will nicht verbürokratisiert werden.» 

Finanzierung vor Patientennutzen? 

In Luzern regt sich bekanntlich mannigfaltiger Widerstand gegen die Idee, quasi-staatlich zu fixieren, was wie behandelt werden soll. Die Ärztegesellschaft befürchtet eine Einbusse der Qualität in der medizinischen Versorgung – und letztlich mehr Komplikationen und schwierige Folgebehandlungen.
An der erwähnten Veranstaltung warnte denn auch der Luzerner HNO-Arzt Marcus Maassen vor einem grundsätzlichen Niedergang des schweizerischen Gesundheitswesens, wenn Finanzierungsfragen fortgesetzt über den Patientennutzen gestellt würden. 
Die kantonale Gesundheitsdirektion diskutiert derzeit mit den Ärzten die definitive Ausgestaltung der 13er-Liste. Mitte Juni soll die Öffentlichkeit informiert werden. 
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