Diabetes-Betreuungskonzept führt zu tieferen Kosten

Eine optimale Diabetes-Behandlung kann den Kostenanstieg dämpfen und die Qualität verbessern. Dies zeigte eine von ZHAW-Versorgungsforschern evaluierte Studie.

, 30. April 2021 um 12:21
image
Die Balance zwischen einer allfälligen Über- und Unterversorgung zu halten, das ist die Herausforderung bei der Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen. Ein möglicher Lösungsansatz dafür sind sogenannte «Disease-Management-Programme». 
Als Beispiel hierfür gilt das vom Gesundheitsdienstleister Medbase entwickelte Betreuungskonzept bei der Behandlung von Diabetes Typ 2. Damit könne die Behandlungsqualität gesteigert und gleichzeitig die Kosten gesenkt werden. Dies zeigt eine vom WIG evaluierten Studie, dem ZHAW angegliederten Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie.

10 Prozent weniger Kosten pro Person

Im Modell erhielten über 500 Teilnehmende die gemäss Guidelines notwendigen Leistungen häufiger als die 5000-Personen-Kontrollgruppe. Die Kosten pro Person und Jahr waren zudem gleichzeitig um zehn Prozent beziehungsweise 900 Franken tiefer. Dies, weil insgesamt weniger ambulante und stationäre Leistungen bezogen wurden. 
«Auch die Hospitalisierungsrate war unter den Teilnehmenden geringer als in der Kontrollgruppe, sagt Christian Frei laut einer Mitteilung. Er ist Leiter Integrierte Versorgung beim Krankenversicherer Swica, der die anonymisierten Abrechnungsdaten zur Verfügung stellte.

Weitere Untersuchungen nötig

Allerdings räumt Frei ein, dass nicht alle Ergebnisse statistisch signifikant seien. «Bis Langzeitinformationen zur Verfügung stehen, sind die Resultate daher noch mit Vorsicht zu interpretieren», so der Experte für Integrierte Versorgung weiter. 
Adrian Rohrbasser kann sich ausserdem vorstellen, dass die kostensenkende Wirkung mit der Zeit sogar noch zunimmt, wie er sagt. Der Arzt bei Medbase hofft gleichzeitig, dass negative Diabetes-Spätfolgen dadurch hinausgezögert und bestenfalls ganz verhindert werden können. Dies müsse jedoch noch langfristig untersucht werden.

Wegweisende Zusammenarbeit

Für Christian Frei von Swica ist die Kooperation von Leistungserbringern, Wissenschaft und Krankenversicherung richtungsweisend und ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Verankerungen von Disease-Management-Programmen. 
Denn die Verbreitung sei weitaus wahrscheinlicher, wenn die Leistungserbringer die Erkenntnisse direkt ins Ärztekollektiv tragen, als wenn eine Krankenversicherung die Ärzteschaft vom Erfolg dieser Konzepte überzeugen möchte, wie er erklärt. 
Quelle/Mehr:

  • Wissenschaftliche Begleitevaluation : SWICA Disease Management Programm Diabetes Mellitus

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Empa-Forschende entwickeln selbsthaftende künstliche Hornhaut

Forschende der Empa und der Universität Zürich haben eine künstliche Hornhaut entwickelt, die künftig Spendergewebe ersetzen könnte.

image

Viva Health: Integrierte Versorgung ist harte Überzeugungsarbeit

Das Netzwerk Viva erlebte im ersten Jahr ein starkes Mitglieder-Wachstum – zuletzt aber stagnierten die Zahlen. Fabrice Zumbrunnen, der CEO von Aevis Victoria, hat eine Erklärung.

image

«Eine frühzeitige Blutverdünnung nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam»

Im Interview erklärt Neurologe Urs Fischer, Chefarzt am Inselspital Bern, was die Ergebnisse der CATALYST-Studie für die klinische Praxis bedeuten – und warum alte Leitlinien überdacht werden sollten.

image

Das Ludwig-Institut bleibt in Lausanne

Zehn Jahre nach der Gründung der Partnerschaft mit dem CHUV und der Uni Lausanne wird das Ludwig-Institut in die Universität integriert. Es soll mehr über Immuntherapie und Tumor-Mikroumgebung geforscht werden.

image

Swica zahlt wieder für Genfer Privatkliniken

Die anderen grossen Kassen haben sich bereits mit den Spitälern geeinigt. Nun hat auch die Swica wieder einen Vertrag für ihre Privat- und Halbprivatpatienten in drei Genfer Kliniken.

image

Viva Health: Von der Ausnahme zur Regel

Letztes Jahr konnte das neuartige Grundversicherungs-Angebot im Jurabogen die Prämien stabil halten – es war ein spannender Spezialfall. Und jetzt?

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.