Dänemark will wegen Corona-Mutation 17 Millionen Nerze schlachten

Die in Nerzen entdeckten Mutationen sorgen weltweit für Aufsehen. Zu Recht? Die Basler Infektiologin Emma Hodcroft ist sich da nicht sicher.

, 6. November 2020 um 08:14
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Sie haben kein schönes Schicksal, die rund 17 Millionen Nerze, die in Dänemark gezüchtet werden. Ihr Leben in Gitterkäfig endet blutig, ihr Fell als Modeaccessoire. Doch nun machen diese Nerze die dänische Regierung nervös - und auch etwas die Welt. Denn manche der Tiere sind mit dem neuen Corona-Virus infiziert. Damit sind sie keine Ausnahme. Das Spezielle: Bei mindestens zwölf der Tiere trat eine «Cluster 5» genannte Mutation auf. 
Die Regierung will nun alle der 17 Millionen Nerze notschlachten lassen. Dies aus Angst, dass das Virus gegenüber Antikörpern weniger stark reagieren könnte. Die dänische Regierung befürchtet, dass im schlechtesten Fall Impfstoffe beim Menschen nicht wirken könnten - es könnte dann eine neue Runde der Pandemie drohen.

Sind die Befürchtungen notwendig?

Auf Twitter meldet sich am Donnerstag die Basler Infektiologin Emma Hodcroft zu Wort. Zum einen kritisiert sie die dänischen Behörden, weil diese nicht genügend Daten mit anderen Wissenschaftlerinnen teilten. Anhand der verfügbaren Daten zeigt sie weiter auf, dass ähnliche Mutationen auch bei Menschen auftreten - auch in der Schweiz. Für Hodcroft ist es deshalb gut möglich, dass die Mutation Menschen nicht stärker gefährde.
Sie fordert die dänischen Behörden noch einmal auf, die Daten weiterzugeben. Die dünne Faktenlage löse Sorgen und Ängste aus - das helfe niemandem.
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