Man ist fast versucht, eine Wette auszurufen: Wetten, dass das Masern-Impfobligatorium für Kleinkinder kommt? Und zwar auch in der Schweiz? Und zwar wie so oft – nämlich als Nachvollzug einer EU-Regelung?
So könnte jedenfalls die Entwicklung sein. Nach Italien, das unlängst 12 Standardimpfungen für Krippen-, Kindergarten oder Schulkinder für obligatorisch erklärt hat, folgt nun Frankreich. Der neue Premierminister Édouard Philippe kündigte dies
vorgestern vor der Nationalversammlung an.
«In der Heimat von Pasteur nicht tolerierbar»
«Krankheiten, die man ausgerottet glaubte, verbreiten sich erneut auf unserem Territorium. Kinder sterben an heute in Frankreich an Masern. In der Heimat von Pasteur ist dies nicht tolerierbar.» Und weiter: «Nächstes Jahr werden werden Kleinkinder-Impfungen, welche durch die Gesundheitsbehörden eindeutig empfohlen sind, für obligatorisch erklärt.»
Konkret heisst dies, dass Kleinkinder ab 2018 gegen Masern, Mumps, Röteln, Keuchhusten, Pneumokokken, Meningokokken, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B geimpft werden.
«Kann niemanden kalt lassen»
In Deutschland plant die Bundesregierung eine obligatorische Impfberatung für Eltern von Krippenkindern. Wer sich dem verweigert, soll mit bis zu 2'500 Euro gebüsst werden können.
Dabei würden die Krippenorganisationen (Kitas) verpflichtet, den Gesundheitsämtern jene Eltern zu melden, die sich der Impfberatung verweigern. Die Ämter wiederum können dann Strafen verhängen.
In der Schweiz herrscht hier bekanntlich noch grössere Zurückhaltung. Aber 2015 deutete erstmals eine Umfrage an, dass womöglich eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung für obligatorische Masernimpfungen für Schulkinder zu haben wäre. Sollte sich die Zwangs-Idee in der EU weiter durchsetzen, so liesse sich die Diskussion kaum vermeiden.