Es wird immer offensichtlicher: Streng finanziell gesehen war 2015 ein schwieriges Jahr für die Schweizer Spitäler. Mit dem Kantonsspital St. Gallen meldet ein weiteres Haus ein schlechteres Ergebnis als 2014.
Oder genauer: Erstmals seit Einführung der neuen Spitalfinanzierung 2012 muss die Spitalgruppe ein Defizit ausweisen. Bei einem Jahresumsatz von 806 Millionen Franken ergab sich ein Verlust von 3,4 Millionen Franken; im Jahr zuvor hatte noch ein Gewinn von 6,8 Millionen Franken resultiert, 2013 waren es 3,2 Millionen gewesen.
Wenn es eng wird, wird es eng
Während die anderen Spitälern ihren Rückgang eher mit Rückstellungen für Neubauten, rechtlichen Unklarheiten in der Tarifbestimmung oder mit dem Tarif-Eingriff des Bundesrates vom Herbst 2014 erklären, verweist man in St. Gallen auf klassische betriebswirtschaftliche Gründe: «Während wir auf der Ertragsseite bei den ambulanten Leistungen etwas weniger eingenommen haben als budgetiert, liegen wir auf der Kostenseite bei den Personal- und Sachkosten ganz leicht über den geplanten Ausgaben», sagt KSSG-Direktor Daniel Germann.
Zudem hätten die Verrechnung von medizinischen Dienstleistungen zu Selbstkosten, kostenintensive medizinische Entwicklungen sowie infrastrukturelle und gesetzliche Rahmenbedingungen dazu geführt, dass kantonale Spitäler nahe an der Gewinnschwelle wirtschaften müssen. Die Folge: «Bereits kleinste Nachfrageschwankungen führen zu einem negativen Betriebsergebnis», so Germann.
Im Interview mit Radio SRF hatte der Kantonsspital-Direktor bereits im April daran erinnert, dass sein Haus die private Konkurrenz durch die Berit-Klinik (Orthopädie) sowie durch die Hirslanden-Kliniken Stephanshorn und Am Rosenberg spüre: «Da merken wir, dass wir gewisse Fälle verlieren.»
Der Zahlen-Dämpfer war schon damals absehbar geworden. Denn im März setzte der Verwaltungsrat die Auflage, dass der durchschnittliche Personalbestand des Jahres 2015 im neuen Jahr nicht übertroffen werden darf. Gegenüber dem aktuellen Zustand bedeutet dies einen Abbau von rund 40 Stellen. Die Direktion erwartet, diesen Rückgang durch die normale Fluktuation auffangen zu können.
112'500 Franken pro Vollzeitstelle
Insgesamt wurden 2015 am Kantonsspital St.Gallen 35'041 stationäre Patienten behandelt; das waren knapp 700 mehr als 2014. Die durchschnittliche Verweildauer betrug dabei 7,3 Tage. Die Anzahl ambulanter Besuche belief sich auf 463'630 (Vorjahr: 458'872).
Ende letzten Jahres beschäftigte das Kantonsspital St. Gallen rund 5'600 Mitarbeitende, verteilt auf 4'610 Vollzeitstellen. Davon entfielen 722 auf Ärzte und 953 auf die Pflege. Der Personalaufwand pro Vollstelle betrug 112'500 Franken.
Man blicke trotz allem zuversichtlich in die Zukunft, so Germann weiter: «Das Kantonsspital St.Gallen wird sich weiterhin als innovatives Zentrumsspital im Markt positionieren. Zudem steht die konsequente Ausrichtung der Abläufe und Prozesse auf die Patientinnen und Patienten weiterhin im Zentrum unserer Bestrebungen.»